Bon Schuur Ticino Italien, Schweiz 2023 – 88min.
Filmkritik
Jeder so, wie ihm der Schnabel gewachsen
Die Annahme einer Initiative zur Einführung von Französisch als einziger Landessprache stürzt die Schweizerische Eidgenossenschaft in ein Chaos. Mitten darin steht der von Beat Schlatter mit verschmitztem Charme und zunehmender Sprachverzweiflung gespielte Bundespolizist Walter Egli, der die reibungslose Einführung überwachen soll.
Richtig ernst nimmt die «No Bilingue-Initiative» niemand. Doch dann wird sie angenommen und fortan soll in der Schweiz nur noch Französisch gesprochen werden. Das bringt manch einen in die Bredouille. So auch den Bundespolizisten Walter Egli. Er kann kein Französisch und wird mit einem Westschweizer Kollegen ins Tessin versetzt, um einigen Widerständler ins Handwerk zu legen. In der Sonnenstube der Schweiz gibt es nicht nur Rebellen, Risotto und guten Wein, sondern auch die fesche Francesca.
Es gibt wenige Filmschaffende, die Gesellschaft und Politik der Schweiz so kontinuierlich aufs Korn nehmen, so wie Peter Luisi. Der Zürcher hat sich mit Filmen wie «Flitzer», «Love Made Easy» und «Schweizer Helden» seine Sporen im Komischen verdient und geht nun aufs Ganze.
Er spielt dabei souverän mit dem «typisch Schweizerischen»: der Deutschschweizer Biederkeit, dem rebellischen Geist der Tessiner, der den Westschweizern nachgesagten Arroganz. Und er nimmt dabei unter die Lupe, was die Schweiz auszeichnet (die Demokratie), worauf ihre Bürger stolz sind (ihre Mehrsprachigkeit) und womit sie insgeheim hadern (dem Röstigraben).
Beat Schlatter spielt Bupo Egli mit dem ihm eigenen, biedermännischen Charme und verdruckter Verschmitztheit, Vincent Kucholl bietet ihm als überkandidelter Spion Paroli, Catherine Pagani überzeugt als kecke Rebellin. Angereichert mit einer zarten Lovestory, zugleich mit Versatzstücken des Spionagefilms spielend, ist «Bon Schuur Ticino» eine erfrischend freche Schweizer Komödie.
Dein Film-Rating
Kommentare
Ja, ja, ja netter kleiner Schweizerfilm - Grundidee toll und originell, Ausführung leider dürftig - aber man kann diesem langsamen, holprigen Schnitt und dem amateurhaften Schauspiel wie in den alten Gotthelffilmen durchaus etwas abgewinnen - also keinen Oscar aber eine Heisse Maroni kriegt er.… Mehr anzeigen
Ich hatte viel Spass dabei und habe auch mitgefiebert. Und die Idee ist wirklich spannend, Wert umgesetzt zu werden, und ich wüsste nicht, wie man das besser oder anders machen könnte. Dabei werden auch einige der Folgeerscheinungen aufgegriffen, und die Demokratie infrage gestellt, deren Ergebnis plötzlich diktatorische Züge annimmt, bevor man es richtig merkt. Ich finde den Film auf jeden Fall schon sehenswert, wenn einem die Idee interessiert, und wenn man Lust auf gemütliche und unkomplizierte Unterhaltung hat, die einem den Alltag vergessen lässt und einen anderen Blick auf die Schweiz erlaubt.… Mehr anzeigen
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