Floating Skyscrapers Polen 2013 – 93min.

Filmkritik

Selbstbestimmtes Leben und Sexualität

Rolf Breiner
Filmkritik: Rolf Breiner

Kuba schwimmt – in mehrfacher Hinsicht. Der junge Mann ist zwar ein begabter Spitzen-Schwimmer, findet aber kein Land. Er lebt mit Partnerin Sylwia bei seiner Mutter, findet aber Erfüllung bei Michal. Ein stiller, grauer Film aus Polen über Selbstfindung.

Eher missmutig zieht er seine Bahnen im Becken. Leistungsschwimmer Kuba (Mateusz Banasiuk) hätte die Möglichkeit, mehr aus sich zu machen. Doch er hängt herum, ziel- und energielos, nimmt auch Aufputschmittel. Seine Mutter Ewa (Katarzyna Herman) ermuntert ihn, stachelt ihn an, mehr zu trainieren; sie wünscht auch, dass endlich seine Freundin Sylwia (Marta Nieradkiewicz) auszieht und er auf eigenen Beinen steht. Nicht ganz uneigennützig, denn Ewa möchte ihren Sohn für sich.

Doch Kuba ist das egal, er lässt sich gehen und lässt sich auch mal mit Männern auf dem Klo ein. Er raucht, rülpst, trinkt – ein ungehobelter Bursche. Als er freilich in einer Kunstgalerie den schönen Michal (Bartosz Geiner) kennenlernt, kriegt sein Leben einen besonderen Kick. Er verliebt sich in den Typen und kann die Liaison vorerst vor Sylwia verbergen, mit der er zwei Jahre zusammen ist. Doch das Coming-out ist schmerzhaft und geht nicht ohne Verluste.

Autor und Regisseur Tomasz Wasilewski (In a Bedroom) hat gezielt ein Tabuthema in Polen angefasst – und er ist nicht allein, wenn man an die Jesuitenliebe im Kinofilm In the Name of denkt. Wasilewski war es wichtig, eine Liebe, die nicht gesellschaftlichen Konventionen entspricht, anzusprechen, darzustellen und begreiflich zu machen. Und das ist Wasilewski auf einfache, überzeugende Weise gelungen.

Sein Anti-Held Kuba eckt an, verletzt, bricht aus, um sich zu finden, auch sexuell. Ob ihn das letztlich glücklich macht, lässt das offenherzige Liebesdrama offen. Wasilewskis Film ist verschlungen, ohne künstlich zu wirken, echt und ehrlich, ohne zu vertuschen – wie auch die Darsteller, die sich eingeben, ohne sich zu verdrehen.

28.02.2024

4

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Kommentare

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caravaggio

vor 10 Jahren

gute schauspieler, schöne bilder und szenen.. gut inszeniert.. und doch.. überzeugt mich der film in keinster weise: seine wortlose melancholie mag eine polnische eigenheit oder ein kunstmittel sein - hier wirkt sie wie vieles eher als hilfloser kunstgriff, endlos langatmig aufgesetzt. der regisserur verpasst es mit den (wenigen) wichtigen worten und schlüsselszenen den film zu "kitten". so bleibt alles bruchstückhaft vermengt und hilflos überbordend. zu viele charaktere sind unnötig (und schlecht) eingeführt, dramaturgie und schnitt überzeugen (mich) nicht. sie sind wirr, ohne stringenz und innerer notwendigkeit. bzw. verbleiben in einer andeutung, wo feinheiten oder kraft von nöten wären und driften in bildstürmen, wo eine (realistische) dramaturgie schon längst in anderen gefühlswellen weilt. schade der film und seine bilder besitzen potential, doch verläuft sich dieses in zu vielen dramaturgischen unzulänglichkeiten.Mehr anzeigen


johnkebab

vor 10 Jahren

ganz ok


namruk19

vor 10 Jahren

Atmosphaerisch aeusserst dichte Story mit ausgezeichneten Schauspielern voller erotischer Ausstrahlung. Immer glaubwuerdig und wahrscheinlich auch sehr nahe an der Wirklichkeit. Wunderbar gefilmt und mit grossartiger Musik unterlegt.


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