Gravity Grossbritannien, USA 2012 – 91min.

Filmkritik

Ein Fest fürs Auge

Patrick Heidmann
Filmkritik: Patrick Heidmann

Im Thriller von Alfonso Cuarón, dem Eröffnungsfilm der diesjährigen Filmfestspiele von Venedig, verlieren sich Sandra Bullock und George Clooney in der erbarmungslosen Unendlichkeit des Weltalls.

Es gab nicht wenige Filme im Kinosommer 2013, die mit aller Macht versuchten, ihr Publikum mit teuren und aufwändigen Spezialeffekten zu überwältigen. Doch von Man of Steel über Pacific Rim bis The Lone Ranger ging die Taktik nicht immer oder nur bedingt auf. Denn es zeigte sich mal wieder: nicht jede Geschichte gewinnt durch CGI-Animationen. Vor allem wenn die Filmemacher darüber alles andere aus den Augen verlieren.

Als positives Gegenbeispiel kann ab sofort immerhin Gravity herhalten. Auch der neue Film von Alfonso Cuarón, der für Gravity den Oscar für die beste Regie erhielt, lebt von Bildern aus dem Computer. Doch bei ihm macht das Sinn, spielt doch die Geschichte komplett im Weltall. Und zwar zu weiten Teilen tatsächlich nicht einfach in irgendeinem Raumschiff, sondern draußen in den unendlichen Weiten. Allein der Einstieg dürfte dabei zum Beeindruckendsten gehören, was es in letzter Zeit auf der Leinwand zu sehen gab. Drei Astronauten sind, gehüllt in hoch technisierte Schutzanzüge und zum Teil mit langen Schläuchen gesichert, damit beschäftigt, Reparaturen an der Außenhülle des Weltraumteleskops Hubble durchzuführen. Im Hintergrund leuchtet groß der Heimatplanet, die Kamera scheint wirklich schwerelos die Weltraumspaziergänger zu umrunden und fängt jedes noch so winzige (und in den meisten Fällen am Computer entstandene) Detail ihrer kleinteiligen Arbeit ein.

Diese Bilder wird man so schnell nicht vergessen, und überhaupt ist Gravity visuell und in technischer Hinsicht ein absolutes Meisterwerk. Das ändert sich auch nicht, als Weltraumschrott das Shuttle der drei Amerikaner zerstört und einer von ihnen tödlich getroffen wird. Doch je länger man dann dabei zusieht, wie die Wissenschaftlerin Dr. Stone (Sandra Bullock), zunächst noch mit Hilfe des deutlich erfahreneren Astronauten Kowalsky (George Clooney), ohne Kontakt zur Erde und ziellos durch die Dunkelheit trudelnd darum ringt, sich mit ihrem letzten Rest Sauerstoff in Sicherheit zu bringen, desto erkennbarer treten die kleinen Schwächen des Films zu Tage.

Denn Cuarón, der mit seinem letzten Langfilm Children of Men noch sehr tiefgründig über die Zukunft der Menschheit nachdachte, geht es in Gravity nicht ums Leben, sondern bloß ums Überleben. Existenzialistische Abgründe wie in Solaris, Blade Runner oder anderen Sci-Fi-Filmen sucht man hier vergeblich, stattdessen gibt es eine etwas zu sehr auf ihre traumatisierte Weiblichkeit reduzierte - und von Bullock immerhin überzeugend verkörperte – Protagonistin. Und vor allem eine entsetzlich aufdringliche Filmmusik, wo eigentlich Stille herrschen sollte. Der Spannung immerhin tut all das nicht den geringsten Abbruch. Und der Brillanz der Bilder und Spezialeffekte erst recht nicht.

18.02.2024

4

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Kommentare

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Barbarum

vor 8 Jahren

Visuell atemberaubend, aber die Handlung ist trotz der kurzen Laufzeit zuweilen, wenn es gerade mal nichts Tolles zu schauen gibt, etwas ermüdend.


Schokolovski

vor 9 Jahren

SUPER SPANNEND!!!!


Schlosstaube

vor 9 Jahren

Speziell... Spektakulär... Spannend!


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