Hänsel und Gretel: Hexenjäger Deutschland, USA 2013 – 88min.

Filmkritik

Ding Dong, die Hex' ist tot!

Peter Osteried
Filmkritik: Peter Osteried

Altbekannte Märchenfiguren in neuer Gestalt, das ist ein Konzept, dem in Hollywood in Film und Fernsehen gerade mit besonders viel Hingabe nachgegangen wird. Der Norweger Tommy Wirkola (Dead Snow) macht Hänsel und Gretel nun zu Hexenjägern. Er bleibt dabei dem Sujet treu, mit dem er auf sich aufmerksam machte: Fantasy-Splatter mit knackigen Action-Einlagen.

Als Kinder können Hänsel (Jeremy Renner) und Gretel (Gemma Arterton) die böse Hexe, die sie gefangengenommen hat, besiegen und vernichten. Das ist der Auftakt einer bemerkenswerten Karriere als Hexenjäger. Das Geschwisterpaar zieht durch die Lande und macht den bösen Kreaturen den Garaus. Nun geraten sie nach Augsburg, wo mehrere Kinder verschwunden sind. Die böse Hexe Muriel (Famke Janssen) hat sie entführen lassen, denn ein Blutmond steht an und ein geheimes Ritual kann das Verhältnis von Gut und Böse für alle Zeiten ändern.

Hansel and Gretel: Witch Hunters kommt als großer Blockbuster daher. Er hat auch immerhin 50 Millionen Dollar gekostet, trotzdem fühlt er sich an wie ein B-Movie - auf eine gute Weise. Denn Wirkola, der auch das Drehbuch geschrieben hat, gestaltet seine Fantasy-Mär als wilden Trip, der sich mit Feinheiten gar nicht erst aufhält. Der kurz geratene Film setzt nicht auf eine ausgeklügelte Geschichte und kümmert sich auch nicht um Charakterzeichnung, vielmehr treibt er das Geschehen durch Rasanz voran. Es vergeht kaum eine Minute, in der nicht gekämpft und verfolgt und ums Überleben gefochten wird. Das macht den Film zwar formelhaft, aber auch unterhaltsam. Man muss sich nur im Klaren darüber sein, dass hier nicht mit Feinschliff, sondern mit der groben Kelle gearbeitet wird.

Die Figuren werden kaum ausgearbeitet, stattdessen verlässt sich der Film auf die Präsenz der Schauspieler. Damit fährt man auch richtig, selbst wenn - wie im Fall von Peter Stormare - nur Blaupausenschauspiel herauskommt, das noch dazu auf eigener Vorlage basiert. Denn Stormares Figur erinnert nicht von ungefähr an seinen Cavaldi aus Terry Gilliams The Brothers Grimm.

Wirkola setzt bei seinem Film auch auf Splatter - und zwar auf weit mehr, als man das vom Mainstream gewohnt ist. Das verleiht seiner Märchengeschichte eine derbe Note, die dem mit Anachronismen spielenden Film, der sich selbst nie ganz ernst nimmt, ausgesprochen gut tut. Höchst amüsant auch, wie Wirkola auf Twilight anspielt, indem er den tumben Troll Edward nennt.

Hansel and Gretel: Witch Hunters ist zwar mit seiner einfach gestrickten Geschichte vorhersehbar, macht dies aber dank stimmiger Chemie zwischen den Protagonisten und einer flotten Inszenierung wett. Wirkola zeigt, wie ein B-Movie aussehen kann, wenn Millionen Dollar zur Verfügung stehen. Richtig gut nämlich.

01.03.2024

3

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Kommentare

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Schlosstaube

vor 9 Jahren

Unterhaltsam und schöne Effekte


oscon

vor 9 Jahren

Amüsante, sehr blutige Weiterführung des Hänsel und Gretel Märchens.
Die Geschichte erinnert dabei an "The Brothers Grimm", ist aber weniger fantasievoll, dafür mehr splatter-mässig actionlasstig.
Der Cast mit Jeremy Renner und Gemma Arterton ist interessant und agiert auf der Höhe.


Barbarum

vor 9 Jahren

Zu wenig, zu spät. Über weite Strecken ist das einfach unzumutbar.


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