Master of the Universe Österreich, Deutschland 2013 – 93min.

Filmkritik

Geld und Gier

Björn Schneider
Filmkritik: Björn Schneider

Kaum ein Tag vergeht ohne neuerliche Schreckensmeldungen vom Finanz- und Bankenmarkt. Nur die Wenigsten verstehen jedoch das System und die komplizierten Vorgänge dahinter. Das versucht die einseitige, aber sehr informative Doku Master of the Universe zu ändern, in der ein ehemaliger deutscher Top-Banker erklärt, wie die Finanzwelt tickt.

Regie führt der auf das Thema "Finanzwelt" spezialisierte Dokumentarfilmer Marc Bauder, der selbst Wirtschaftswissenschaften studiert hat. Hauptakteur in dem spannenden Einblick in die Bankenwelt ist Rainer Voss, einst einer der mächtigsten Investmentbanker Deutschlands mit sechsstelligem Monatsgehalt. Voss erklärt, wie Zocker, Top-Banker und das Bankensystem funktionieren. Heraus gekommen ist eine sehenswerte Doku mit interessanten Einblicken in eine hermetisch abgeriegelte Welt, der jedoch weitere Protagonisten und Sichtweisen fehlen.

Voss reflektiert kritisch seinen eigenen Aufstieg zum skrupellosen Finanzhai, er denkt über Macht und die mysteriöse Arbeitsweise von Banken nach und erklärt, wie es überhaupt zur Finanzkrise kommen konnte. Er durchbricht damit das Dickicht des Finanz-Dschungels und liefert erstaunliche, erhellende Anekdoten und Informationen, die teils fassungslos machen. Unvorstellbar, welche Macht über Menschen, Vermögen, ja ganze Staaten die Finanz-Jongleure in ihren Händen halten und dass der finanzielle Ruin oft nur eine Frage von wenigen Mausklicks ist. Voss erzählt, welche unfassbar hohen Geldsummen täglich von den Bankern kontrolliert werden.

Auch bekommt man durch die Insider-Infos ein Gespür für die psychologische Komponente. Viele Banker sind nämlich bereits nach kurzer Zeit nur noch von einer Sache besessen: der Gier nach noch mehr. Den Schauplatz für sein Gespräch hätte Bauder dabei kaum besser wählen können: Er lässt seinen Ex-Banker inmitten eines leer stehenden Gebäudekomplexes im Frankfurter Bankenviertel zu Wort kommen.

Doch so interessant und informativ die Äußerungen auch sind: Dem Film fehlen weitere Protagonisten und Akteure und damit letztlich auch andere Sichtweisen, um dieses hochkomplexe Thema allumfassend zu durchleuchten und zu durchdringen. Die Schilderungen eines Einzelnen vermögen nicht, eine Doku mit einer Laufzeit von über 90 Minuten alleine zu tragen.

11.03.2024

3

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