Millions Can Walk Indien, Schweiz 2013 – 88min.
Filmkritik
Millions Can Talk
Nicht zum ersten Mal beweist Christoph Schaub Gespür für ein interessantes Thema. Leider machte ihm die Politik einen Strich durch die Rechnung: Als er nach ausführlicher Recherche nicht zum Dreh einreisen durfte, musste Kamal Musale, ein indischer Regisseur mit Schweizer Pass, seinen Platz vor Ort einnehmen. Schaub mutierte so zum Fernbedienungsregisseur und für den Schnitt Verantwortlichen. Das ist schade: Das visuelle Potential dieses Massendemonstrationszuges für die Rechte der Ureinwohner wird nicht ausgeschöpft, und die Montage kaschiert die Blamage mehr schlecht als recht.
Indien beeindruckt allein durch seine Dimensionen. Die farbenfrohe Unbeschwertheit der oft gigantischen Feste täuscht allerdings immer seltener über die massiven Probleme der indischen Gesellschaft hinweg, in der hervorragende zivilisatorische Leistungen abscheulichen institutionalisierten Missständen gegenüberstehen.
Man könnte zum von Christoph Schaub ans Licht der Weltöffentlichkeit gezerrten Unrecht bitter bemerken, dass der indischen Machtelite nur recht ist, was den Europäern in Amerika billig war: Verdrängung und Vernichtung der Ureinwohner. Davon gibt es in Indien noch zirka 90 Millionen, die in Rückzugsgebieten ihre angestammte Lebensweise zu bewahren suchen, was aber aus verschiedenen Gründen immer schlechter gelingen will.
Christoph Schaub vermittelt die Hintergrundinformationen in seinem klassisch gestalteten Dokumentarfilm über den schulfunkartigen Kommentar. Er lockert den drögen Fortgang des auf 400 Kilometer angelegten Protestmarsches durch Gespräche mit Teilnehmern, Leitern der Organisation und dem zuständigen Minister auf. Er konnte aber nicht den erforderlichen Einfluss auf die Aufnahmen nehmen, die nun weder das visuelle Spektakel dieses Umzugs der Massen inszenieren noch durch die Kameraarbeit überzeugen.
Schaub musste nehmen, was er aus Indien erhielt, und sich auf Schadensbegrenzung im Schneideraum konzentrieren. Da geriet er möglicherweise in ein Dilemma, denn zuviele Bilder zeigen das Gleiche. Bedauerlicherweise ist auch der Informationsgehalt ingesamt betrachtet dünn. Immerhin ist es Schaub durch geschicktes Arrangieren der Abfolge von Ausschnitten aus Gesprächen mit verschiedenen Machtträgern gelungen, einen Dialog zu imaginieren und auch das Geschehen während des Marsches dazu in Beziehung zu setzen. Dieser rote Faden wird um Abstecher zu den Wohnorten einiger weniger Demonstranten ergänzt, wodurch die prekäre Situation und die Dringlichkeit der Anliegen dieser ausgegrenzten und vernachlässigten Bevölkerungsgruppe offenbar werden.
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Kommentare
Wer immer dieser arrogante Clown ist, der diese elitäre besserwisserische Kritik verfasst hat sollte man feuern! Der Film hat mich beendruckt und die Bilder waren schön. Ein Kinobesuch lohnt sich auf jeden Fall.
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