Only Lovers Left Alive Zypern, Frankreich, Deutschland, Grossbritannien, USA 2013 – 123min.
Filmkritik
Unendlich stimmig
Eigentlich dachte man ja, der Vampir-Boom in Film und Fernsehen sei Schnee von gestern. Und dass ausgerechnet Jim Jarmusch, die Ikone des amerikanischen Independent-Kinos sich für die Untoten mit den Fangzähnen interessieren könnte, hielt man eigentlich für ausgeschlossen. Doch wie sehr man sich irren kann, beweist Only Lovers Left Alive. Und zwar auf ganz wunderbare Weise.
Im Zentrum von Jarmuschs Geschichte stehen Adam (Tom Hiddleston) und Eve (Tilda Swinton). Das ungleiche Vampir-Pärchen - sie ist deutlich älter und nimmt das "Leben" (wohl auch deswegen) erheblich gelassener - führt eine Fernbeziehung. Sie streift nachts durch die Gassen von Tanger, trifft ihren alten, kranken Freund Christopher Marlowe (John Hurt), der seine Texte damals noch von Shakespeare veröffentlichen ließ, und leidet daran, dass die Vorräte unverseuchten Blutes immer knapper werden.
Damit hat auch Adam in Detroit zu kämpfen, wo er sich nach Sonnenuntergang melancholisch seiner Musikleidenschaft hingibt und den jungen Ian (Anton Yelchin) als Dealer anheuert, um selbst nicht aus dem Haus zu müssen. Als Eve ihn - mit einer umständlichen, weil unbedingt nächtlichen Flugverbindung - endlich mal wieder besuchen kommt und bald auch noch die Jung-Vampirin Ava (Mia Wasikowska) vor der Tür steht, kommt dann etwas Abwechslung in den Jahrhunderte andauernden Alltag.
Es passiert nicht viel in Only Lovers Left Alive, und zu behaupten, der Film gehöre zu Jarmuschs kommerziellsten Filmen, weckt womöglich falsche Erwartungen. Aber es ist schon etwas dran: dieses Porträt zweier - trotz aller Düsternis und Schwermut - miteinander sehr glücklicher Vampire ist ein erstaunlich zugängliches Werk. Der Film ist gleichzeitig als Metapher auf die Heroinsucht lesbar oder als Ode an die Kunst- und Kulturgeschichte, er ist finster, aber auch herrlich komisch und trotz einer gar nicht beim ersten Sehen erfassbaren Fülle an Zitaten und Anspielungen von traumhafter Leichtigkeit.
Von den unendlich coolen Hauptdarstellern und einer Szenen stehlenden Wasikowska über die atmosphärische Kamera-Arbeit von Yorick Le Saux, die Detroit und Tanger beinahe zu eigenen Charakteren des Films macht, bis hin zur Musik (u.a. mit einem tollen Auftritt von Yasmine Hamdan) stimmt hier einfach alles. Oder um mal etwas dicker aufzutragen: Only Lovers Left Alive ist der beste Film, den Jim Jarmusch in diesem Jahrtausend bislang gedreht hat.
Dein Film-Rating
Kommentare
Ein Liebesfilm der sich definitiv fernab vom Hollywood-Kitsch bewegt. Die Romanze zwischen den beiden Vampiren wurde von Jim Jarmusch äusserst düster und mit vielen kreativen Einfällen umgesetzt. Die blasse Machart des Films harmoniert zwar durchaus mit der Vampirthematik, jedoch geht dies auch auf Kosten der Gefühle - diese lassen einem nämlich ebenso blass und das ist für einen Liebesfilm natürlich ein bisschen problematisch.
7/10… Mehr anzeigen
Wie meistens bewegt sich Jarmusch auch hier auf einem schmalen Grad zwischen Stil und Substanz. Und was zu Beginn noch eigenartig und vergnüglich anmutete wurde je länger je mehr einfach nur noch blutleer.
Vampirfilme noch und nöcher aber dieser hier ist aussergewöhnlich aber nicht so gut wie Interview mit einem Vampir
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