Prince Avalanche USA 2013 – 94min.
Filmkritik
Männer der Landstrasse
Wer von David Gordon Green nur Pineapple Express, Your Highness oder Bad Sitter kennt, der hat womöglich ein recht einseitiges Bild von seinem Können und dürfte von Prince Avalanche gehörig überrascht sein. Denn den deftigen Kiffer-Humor, der seine Komödien mit Seth Rogen, James Franco und Jonah Hill ausmachte, sucht man im diesjährigen Berlinale- und Sundance-Beitrag vergebens.
Sein Remake des isländischen Films Either way (A annan veg) folgt zwei Straßenarbeitern, die im Sommer 1988 im texanischen Hinterland damit beschäftigt sind, nach heftigen Waldbränden die Markierungen einer endlosen Landstraße auszubessern. Alvin (Paul Rudd) sieht den Job als Chance, dem Stadtleben und der mehr als kriselnden Beziehung zu seiner Lebensgefährtin zu entkommen. Sein Mitarbeiter Lance (Emile Hirsch) dagegen, ausgerechnet der Bruder eben jener Frau, kann sich nichts Öderes vorstellen als wochenlang Zelten im Wald und drängt an jedem Wochenende auf die Rückkehr in die Zivilisation, wo er sich Sex und Drogen erhofft.
Viel mehr als diese beiden braucht Green nicht für seine Geschichte, nur zwei weitere Personen kreuzen nennenswert ihren Weg, ein schräger Trucker (Lance LeGault, kurz nach den Dreharbeiten verstorben) und eine alte Dame (Joyce Payne), die in den Überresten ihres abgebrannten Hauses nach Erinnerungen sucht. So entpuppt sich Prince Avalanche fast als Waldkammerspiel für zwei Personen, als existentialistisches Buddy-Movie, in dem Rudd und Hirsch in für sie ungewohnten Rollen nuancenreich den Konflikt zweier höchst unterschiedlicher, aber in ihrem Hang zum Verdrängen der eigenen Fehler doch sehr ähnlicher Männer ausloten.
Besonders viel Handlung ist dabei nicht von Nöten, und Schenkelklopfer oder andere Plattheiten erst Recht nicht. Stattdessen knüpft Green wieder bei ernsteren Independent-Filmen wie Undertow oder All the Real Girls an, mit denen er einst seine Karriere begann. Nicht dass Prince Avalanche keinen Humor hätte, im Gegenteil. Doch die Komik kommt auf leisen, eher schrägen und mitunter auch surrealen Sohlen daher, um stets der entspannten, bisweilen auch melancholischen Atmosphäre den Vortritt zu lassen. Das mag für den einen oder anderen Zuschauer zu exzentrisch, vielleicht auch ein wenig zu ziellos sein. Aber gerade weil sie nicht den Zwängen der Mainstream-Konventionen unterworfen sind, wachsen einem seine beiden Anti-Helden in ihren drolligen Achtziger-Outfits so nachhaltig ans Herz.
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