Tarzan 3D Deutschland 2013 – 94min.

Filmkritik

Seelenlose Neuauflage

Christopher  Diekhaus
Filmkritik: Christopher Diekhaus

Etwas mehr als 100 Jahre nach seinem ersten Erscheinen erfährt Edgar Rice Burroughs‘ "Tarzan" in einer animierten 3D-Abenteuergeschichte zum wiederholten Mal eine Neuinterpretation. Gebraucht hat es diese Aktualisierung nicht.

Auf der Suche nach einem Meteoriten, der reich an Energiereserven sein soll, stürzen der Unternehmer Greystoke (Stimme: Mark Deklin), seine Frau Alice und sein Sohn JJ mit einem Hubschrauber über dem zentralafrikanischen Dschungel ab. Während die Erwachsenen ums Leben kommen, bleibt der Junge unverletzt und wird fortan von einer Gorillafamilie aufgezogen. Jahre später trifft Tarzan (Kellan Lutz), wie er sich nun nennt, im Urwald auf einen Wissenschaftler und dessen Tochter Jane (Spencer Locke), in die sich der Dschungeljunge umgehend verliebt. Begleitet werden die beiden vom skrupellosen William Clayton (Trevor St. John), der Greystokes Firma seit dessen Tod leitet und einzig an der Ausbeutung des Meteoriten interessiert ist.

Mit beträchtlichem Aufwand bastelten die Macher dieser deutschen Großproduktion unter Einsatz des Motion-Capture-Verfahrens an den Animationen für eine abermalige Neuauflage der Tarzan-Geschichte. Während das Dschungelpanorama recht ansprechend gelungen ist, wirken die Figuren und ihre Mimik oftmals zu wenig ausgereift, um realistischen Ansprüchen gerecht werden zu können. Gleichwohl ist die optische Gestaltung des Films noch das geringste Problem.

Vorgeblich um Nähe zum Ursprungsroman bemüht, wirft Regisseur und Drehbuchautor Reinhard Klooss unterschiedlichste Versatzstücke zusammen, die dem Titelhelden eine passende Bühne bereiten sollen, das Familienabenteuer aber eher wie einen lieblosen Flickenteppich erscheinen lassen. Der große Bogen reicht von den Dinosauriern über die Auswüchse des modernen Kapitalismus bis hin zu deutlichen Anleihen bei Avatar. Katastrophenszenarien und Elemente des Monsterfilms werden aufgerufen. Immer wieder findet sich Zeit für rasante Actioneinlagen, die Tarzans artistische Fähigkeiten unterstreichen. Und unterlegt ist all dies mit bisweilen übertrieben bombastischer Musik.

Ergreifende Momente wie die berühmte "Ich-Tarzan-du-Jane-Szene" gehen im holprigen Handlungsallerlei ebenso unter wie die Figuren selbst, deren Befindlichkeiten vor allem durch einen pathetischen Erzählertext zum Ausdruck kommen. Überhaupt offenbaren die übergeordneten Kommentare die Beliebigkeit der Geschichte, setzen sie doch immer dann ein, wenn Plot-Sprünge rasch erklärt werden müssen. Alles in allem dürfte Tarzan 3D das Publikum eher ernüchtert zurücklassen. Das gilt für Kinder und Erwachsene gleichermaßen.

20.04.2024

2

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Kommentare

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riexx75

vor 9 Jahren

Wenn mann ein tarzan fan ist, den ist diese version ein wenig schräg, schöne zeichnungen und unterhaltsam ist er trotzdem


seeyouto

vor 10 Jahren

Herrlich nostalgisch


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