Der grosse Gatsby Australien, USA 2012 – 142min.

Filmkritik

Aufstieg und Fall eines Super-Dandys

David Siems
Filmkritik: David Siems

Was für ein Spektakel! Aus dem legendären Literaturklassiker von F. Scott Fitzgerald macht Baz Luhrmann einen Film, bunter und schriller als ein Disneyland-Besuch auf Drogen. In quietschbunter 3D-Optik, hemmungslosen House-Beats und rasanter Dramaturgie wirkt die Neuauflage von The Great Gatsby wie ein feuchter Feiertraum von Madonna, Jean-Paul Gaultier oder Marc Jacobs. In all dem Pomp gehen die Hauptdarsteller Leonardo DiCaprio, Carey Mulligan und Tobey Maguire fast ein wenig unter.

F. Scott Fitzgerald beschrieb in The Great Gatsby – der Roman erschien 1925 – eine tragische Liebesgeschichte vor dem Hintergrund der hemmungslosen New Yorker Upperclass. Die meisten Männer hatten zehn Jahre vorher im Ersten Weltkrieg gekämpft, waren danach zu Geld gekommen und hatten ein Vermögen angehäuft. Als das Prohibitionsgesetz den ausschweifenden Alkoholkonsum eigentlich verhindern will, passiert genau das Gegenteil: Der illegale Handel floriert allerorten, und es wird dekadenter und enthemmter als je zuvor gefeiert. Fitzgeralds Protagonist Jay Gatsby (Leonardo DiCaprio) ist einer dieser schillernden Emporkömmlinge. Doch schon bald wird er seinem Untergang geweiht sein.

Schuld daran ist eine Frau und ihr eifersüchtiger Ehegatte: Mit Daisy (Carey Mulligan) war Gatsby fünf Jahre früher liiert. Doch dann kam der Krieg, er kämpfte in Europa und sie flüchtete sich in die Arme von Tom Buchanan (Joel Edgerton), der zwar schwerreich ist, aber moralisch fragwürdiges und vor allem ausgeprägt rassistisches Gedankengut mit sich herumträgt. Baz Luhrmann inszeniert seinen Helden als den bestmöglichen Dandy und Gastgeber, den man sich vorstellen kann: Die opulenten Partys in Gatsbys Anwesen auf Long Island sind an Größenwahn kaum zu übertreffen – der gleichzeitig auch der Größenwahn von Regisseur Baz Luhrmann ist.

Überall regnet es Konfetti, die Champagnerkorken fliegen um die Wette durch die Luft, während es allerorten in schrillen Farben pulsiert und wummert. Jeder House-Club auf Ibiza wirkt dagegen wie ein harmloser Kindergeburtstag. Luhrmanns eigentlicher Kunstgriff ist nicht das schlichte Abbilden der damaligen Verhältnisse, sondern die Verbindung mit Seh- und Hörgewohnheiten der Gegenwart.

Als der Erzähler Nick Carraway (Tobey Maguire) zum ersten Mal diesen kaleidoskopischen Karneval besucht, hört man statt 1920er-Jahre-Swing, die hämmernden HipHop-Beats im Song "No Church In The Wild" von Jay-Z und Kanye West. Bei der Vielzahl von Schauwerten und perfekter Choreografie bleiben die Hauptdarsteller mitunter so verborgen wie die Zuschauer eines Feuerwerks. Genauso schnell und rauschend die Raketen explodieren, tun es ihnen auch die Figuren nach. Auch wenn man Leonardo DiCaprios unruhiges Stirnrunzeln mittlerweile aus jedem seiner letzten Filme kennt – bei dieser Party will jeder dabei sein.

18.02.2024

5

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Kommentare

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RobertdeNirosta

vor 5 Monaten

Klassische Dramaliteratur in Form eines "Falco"- Musikvideos verfilmt - wird nicht jedem gefallen, ich find's extrem genial! Auch nach über 10 Jahren hat der Film keine Alterungsspuren, das sagt schon sehr viel. Für mich ein Filmklassiker. 5/5 Feuerwerke


Gelöschter Nutzer

vor 9 Jahren

Einer meiner absoluten Lieblinge. Wundervolle und bildhafte Adaption von Fitzgerald's Meisterwerk.


honigdachs

vor 10 Jahren

Super Film, tolle Kostüme und genialer Leonarodo DiCaprio, wie immer!


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