The Look of Love Grossbritannien, USA 2013 – 101min.

Filmkritik

Pornobaron des Vereinigten Königreichs

Filmkritik: Cindy Hertach

Auf dem Höhepunkt seines Erfolgs war er Englands reichster Bürger. Paul Raymond, Club-Besitzer und Playboy, herrschte dreissig Jahre über ein Imperium aus Sex und Immobilien. Sein bewegtes Lebens wird nun von Michael Winterbottom in einem Biopic nacherzählt, das auch ein Porträt von Londons legendärem Soho-Quartier ist.

Nachtclub-Besitzer, Pornoverleger, Immobilien-Hai: Der als "King of Soho" bekannt und berüchtigte Paul Raymond (Steve Cogan) eröffnet 1958 Grossbritanniens ersten privaten Strip-Club und legt damit den Grundstein für seine beispiellose Karriere. Zu Beginn der 1970er Jahre kommen mehrere Pornomagazine sowie unzählige Londoner Immobilien dazu, die ihn schliesslich zu einem mächtigen und 650 Millionen Pfund schweren Mann machen.

Sein Lebensstil ist skandalträchtig und exzessiv und weder die Ehe mit Jean (Anna Friel) noch die Geburt seines Kindes halten Paul ab, sich immer wieder auf Affären mit Revue-Girls einzulassen. Schliesslich verlässt er seine Familie für das Nacktmodel Fiona Richmond (Tamsin Egerton). Dass seine Tochter Debbie (Imogen Poots), der er nach drei Jahrzehnten die Kontrolle über sein Reich übergibt, heroinsüchtig ist und mit schweren psychischen Problemen zu kämpfen hat, blendet er hartnäckig aus, was er zeit seines Lebens bereuen wird.

Michael Winterbottoms prächtig ausstaffierter Trip durch Englands zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts fesselt hauptsächlich durch seine visuelle und musikalische Opulenz. Gewohnt stilsicher leitet Winterbottom von den Swinging Sixties in die 1990er Jahre über und hakt dabei vorbildlich alle biographischen Eckpfeiler seiner Hauptfigur ab. Dennoch bleibt der sprücheklopfende Paul Raymond in seiner ständigen Champagnerlaune als Charakter wenig greifbar. Denn die seltenen Momente der Melancholie reichen nicht aus, um ihm die Glaubwürdigkeit und Zerrissenheit zu verleihen, welche die tragischen Wendepunkte seines Lebens eigentlich bedürft hätten.

Paradoxerweise sind es ausgerechnet die vielschichtigen weiblchen Nebenfiguren, allen voran seine ambivalente Tochter Debbie, die dem Film eine gewisse Tiefe verleihen und gleichzeitig einen merkwürdigen Kontrast zur flachen Figur Pauls bilden. Doch auch sie täuschen letztendlich nicht über das trivial geratene Drehbuch von Matt Greenhalgh (Nowhere Boy) hinweg, das vor allem Drama ohne Drama bietet.

29.04.2024

3

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Kommentare

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gefuehlsmensch

vor 10 Jahren

ganz nett.


matzerich

vor 11 Jahren

Oho in Soho!


seeyouto

vor 11 Jahren

Interessant, interessant diese Biografie. Aber irgendwie kam der Paul Raymond ein bisschen zu cool rüber in dem Film. Aber wer weiss schon, wies wirklich war........ halt auch eine Geschichte erzählt....


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