CH.FILM

Broken Land Schweiz 2014 – 75min.

Filmkritik

Die Grenzzäuner

Filmkritik: Eduard Ulrich

Europa und die Vereinigten Staaten erscheinen vielen Migrationswilligen wie Festungen. Hier wie dort setzt man auf Abschottung. Stéphanie Barbey und Luc Peter haben sich ins Grenzgebiet des Zauns an der mexikanischen Nordgrenze begeben und einige wenige Extrembeispiele für den Umgang mit dem Migrationsphänomen aufgespürt. Das Spektrum reicht vom grotesk-radikalen Waffennarren bis zur naiv-idealistischen Bürgerrechtlerin. Dass nicht ein Migrant vor die Linse gerät, ist zwar konsequent, aber der Wirkung des Werks eher abträglich.

Die Vereinigten Staaten sind zwar in vieler Hinsicht das Gegenteil von Europa und insbesondere der Schweiz, eines haben sie aber gemeinsam: Sie sind das Ziel von Migranten ihrer südlichen Nachbarn. Und auch die Reaktion ist identisch: Abschottung - hier die Schiffs- und Flugzeugpatroullien, dort der Zaun.

Jahr für Jahr setzen Tausende ihr Leben aufs Spiel, um eine Chance zum illegalen Grenzübertritt zu ergattern. Die meisten Toten gibt es unterwegs, aber auch, wer die Grenze erfolgreich überquert hat, ist keineswegs in Sicherheit, denn auf der anderen Seite lauern nicht nur die Polizei und staatliche Grenzschützen, sondern viele selbsternannte Patrioten, die der Zentrale in Washington nicht über den Weg trauen und die Sicherung der Grenze lieber in die eigene Hand nehmen.

Diese spezielle Gattung Staatsbürger stellen Stéphanie Barbey und Luc Peter ins Zentrum ihrer Bild- und Tonreportage. Beide haben schon einige Dokumentarfilme fürs Schweizer Fernsehen realisiert, welches das aktuelle Werk mit produzierte und für welches sie Peter Mettler als künstlerischen Berater gewinnen konnten, den gebürtigen Kanadier mit Schweizer Pass. Sein Einfluss zeigt sich vielleicht darin, dass auch Barbey und Peter auf die unmittelbare Wirkung von Bild und Ton vertrauen, die Dramaturgie dagegen in den Hintergrund tritt.

Sie präsentieren eine kleine Auswahl von Personen, die im Grenzgebiet nördlich des Zauns leben und ungewöhnlich extreme Positionen gegenüber dem Migrationsphänomen bezogen haben. Numerisch und zeitlich wurde dabei den negativ Eingestellten der Löwenanteil eingeräumt. Nur einige wenige haben kurz die Gelgenheit, ihre pragmatische Sicht zu erläutern. Als dann noch ein kleiner Kreis von BürgerrechtlerInnen aufgespürt wird, ist man tatsächlich positiv überrascht. Allerdings genügt dieser Kontrast nicht, den Spannungsbogen zu halten. Immerhin sind Barbey und Peter konsequent: Die unbeliebten Touristen erscheinen nicht ein einziges Mal vor der Kamera, sie bleiben ein Phantom, von dem man nur die Spuren sieht.

13.02.2015

2

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Kommentare

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Gelöschter Nutzer

vor 9 Jahren

Zeitgemässes Thema zur Überfremdung und Völkerwanderungen auf unserem Globus.
Dieser Dokufilm ist gut und eindrücklich produziert.


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