Dog Men Italien, Schweiz 2014 – 72min.
Filmkritik
Hunde, wollt ihr ewig leben?
Der Mensch steht am Abgrund, wenige leben noch. Die Erde ist leer gefischt oder leer gejagt. Man ernährt sich von den letzten verbliebenen Tieren wie Hunden. Die Gebrüder Mirko und Dario Bischofberger entwerfen in ihrem zweiten Spielfilm ein spartanisches Szenarium übers Überleben und Überwachen.
Hunde, wollt ihr ewig leben? heisst ein deutscher Kriegsfilm um Stalingrad aus dem Jahr 1959 und lehnt sich an ein Zitat des Preussenkönigs Friedrich des Grossen an, der seinen fliehenden Soldaten in einer Schlacht gegen die Österreicher zugerufen haben soll: «Ihr verfluchten Racker, wollt ihr denn ewig leben?» Um Überleben und um Hunde geht es auch in Dog Men, dem Endzeit-Szenarium der Gebrüder Mirko und Dario Bischofberger.
Zwei Männer (Daniel Mulligan, Gioacchino Balistreri) stromern durch einen verwilderten Steinbruch – auf der Suche nach Nahrung. Ein Hund gerät in ihre Falle. Ein Blinder (Nils Althaus) stochert im Gelände herum und händigt ihnen einen Film aus Kolonialzeiten (um 1930?) aus, als Weisse in Afrika auf Foto- und andere Jagd gingen und als Massai einen Löwen mit Speeren erlegten, um einen getöteten Stammesbruder zu rächen. Das waren andere Zeiten gegenüber heute, wo trophäengeile Jäger aus den USA oder sonst woher Tiere erlegen.
Im Spielfilm der Schweizer Brüder Bischofberger geht es nicht um Grosswildjagd, sondern um Ressourcen und einer Zivilisation am Ende. Zwei Typen, einer davon mit einem Baseballschläger bewaffnet, jagen Essbares, in diesem Fall einen Hund. Beobachtet werden sie von einem «geisterhaften» Wesen, das freilich eher einer Ballettratte (die Polin Irmina Kopaczynska ist tatsächlich ausgebildete Tänzerin, die am Zürcher Opernhaus engagiert ist) ähnelt, denn einer Ausserirdischen. Sie wird von einem Mann im IT-Hintergrund geleitet und befehligt.
Dog Men ist ein geradezu stummer SciFi-Film, in dem nur eine Stimme die Schwarzweiss-Archivaufnahmen vom Fischfang und der Löwenjagd kommentiert. Drehort war übrigens die Insel Favignana in Sizilien. Der Streifen beschreibt eine auf sich selbst zurückgeworfene Welt – gegen alle Hollywood-Bombastik. Spröde inszeniert in karger Kulisse und archaisch reduziert auf wenige Figuren. Bruchstücke einer Geschichte bleiben in Erinnerung, aus der man freilich mehr hätte machen können. Ein Film, der dem Steinbruch gleicht, gleichwohl eine interessante Übung mit Denkanstössen.
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