Grace of Monaco Belgien, Frankreich, Italien, USA 2014 – 103min.

Filmkritik

Fürstin zwischen Schein und Sein

Michael Lang
Filmkritik: Michael Lang

Die Amerikanerin Grace Kelly (1929-1982) war bis zur Vermählung mit Fürst Rainier III die Hollywood-Stil-Ikone schlechthin und brillierte vor allem in Filmen von Alfred Hitchcock. 1955 lernte sie den Zwergstaat-Regenten beim Filmfestival in Cannes kennen und heiratete ihn im Jahr darauf. Nun hat der Franzose Olivier Dahan – er huldigte schon der Chansonnière Edith Piaf in La vie en rose – eine Hommage an Fürstin Gracia Patricia gedreht. Gespielt wird sie - durchaus redlich - von Nicole Kidman.

Die Geschehnisse basieren auf realen Begebenheiten von 1962, werden aber frei interpretiert. Der Film beginnt mit Alfred Hitchcock (Roger Ashton-Griffiths), der bei einem Besuch in Monte Carlo seiner liebsten Actrice die Hauptrolle im Thriller Marnie schmackhaft machen will. Verlockend für die Mutter von Thronprinz Albert und Prinzessin Caroline: Die Ehe mit Rainier (Tim Roth) ist schwierig, Fürstin Gracia Patricia fühlt sich im katholischen Umfeld eingeengt, fast fremd. Doch genau in diesem Moment gerät das Casino-, Steuer- und Formel-Eins-Paradies – mitten in Frankreich gelegen – unter Druck: La Grande Nation droht damit, von Monaco Steuern einzutreiben, obwohl Privatpersonen dort keine zahlen. Und so verzichtet die Fürstin ganz auf ihre künstlerische Karriere, ihrer Familie und dem Westentaschenstaat zuliebe, den sie repräsentiert.

Das ist ein ideales Feld für ein Kinodrama mit Shakespare-Drameningredienzien wie Machtkampf, Intrige, Liebesduell. Couragiert und emanzipiert deckt die Landesmutter einen innerfamiliären Umsturzplan gegen den Fürsten auf und als weltgewandte Präsidentin des monegassischen Roten Kreuzes verbessert sie das international ramponierte Image Monacos gewaltig. Auf die an Schicksalsschlägen reiche spätere Vita (Grace Kelly verstarb 1982 bei einem Autounfall nahe Monaco, ihre jüngste Tochter Stéphanie überlebte) geht Dahan nicht ein – auch aus Rücksicht auf die Nachkommen, die das Werk als Biopic über ihre Mutter nicht akzeptieren. Vom Film hat sich zudem der mächtige US-Koproduzent Harvey Weinstein distanziert, weil Dahan (unter Berufung auf seine Autorenrechte) eine eigene Version in Europa lanciert hat.

Grace of Monaco ist formal weniger überzuckert als befürchtet und bis in die Nebenrollen klasse besetzt. Auftritte etwa von Robert Lindsay als Reeder Aristoteles Onassis oder Paz Vega als dessen Muse Maria Callas sind amüsant. Und: Gemessen an der Berichterstattung in den Boulevardmedien, die seit ewig jeden Furz bei Hofe kommentieren, vermittelt Grace of Monaco etliche spannende Impressionen vom gesellschaftspolitischen Zeitgeist am Anfang der bewegten 1960er-Jahre.

03.05.2024

3

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Kommentare

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rageth

vor 10 Jahren

Ein berührender, absolut sehenswerter Film mit einer hervorragenden, eleganten, grazilen Nicole Kidman. Die mehrheitlich sehr positiven Stimmen - auch hier im Forum - strafen die Kritiker Lügen.


Gelöschter Nutzer

vor 10 Jahren

Grace Kelly stellte ihre grosse Karriere in Hollywood zurück, um ein aussergewöhnliches Leben zu führen aus Liebe zu ihrer Familie und zum Volk Monacos. Ironisch ist das verblendete Frankreich mit Ihrer arroganten Politik. Es kommt einem so vor, wie rückschrittlich Frankreich noch damals war und es projizierte, wenn Monaco nur am Meer und an Frankreich grenzt, dann gehöre es praktisch dazu. Lange Rede, kurzer Sinn… Feines Kino fürs Kino. Fürstlich. Ganz grosse Klasse Kidman, Roth und Langella! Wer schon King Speech mag, der wird diesen lieben.Mehr anzeigen


julianne

vor 10 Jahren

Ich war sehr bewegt ganz tolle Story was war das für eine arme Frau!!!! Nicole KIDMAN ist die perfekte Besetzung bildschön und ein würdiges Grace Kelly Double!!!! Das war grosse filmische Klasse!!!!!!


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