Kingsman: The Secret Service Grossbritannien, USA 2014 – 129min.
Filmkritik
Mit Schirm, Charme und Kanonen
Hommage an den alten Bond: Regisseur Matthew Vaughn (Kick-Ass) verfilmt die britische Comicreihe "The Secret Service" mit allerhand Augenzwinkern. In den Hauptrollen: Colin Firth, Taron Egerton und Samuel L. Jackson.
Der Schlüsselmoment dieser Abenteuergeschichte, als alternder Held und erstarkender Bösewicht sich erstmals am edlen Mahagonitisch gegenüber sitzen und der eine den anderen verbal aus der Deckung locken will, geht so: Der langjährig als Schurke erprobte Samuel L. Jackson fragt den um Understatement bemühten Besucher Colin Firth: "Mögen Sie Agentenfilme?" Der zieht eine Braue hoch und parliert ob seiner aufgeflogenen Tarnung: "Ach, die sind leider so ernst geworden." Touché!
Wer bei jüngeren Materialschlachten von James Bond, Jason Bourne oder Jack Ryan die Kombination von Coolness, Augenzwinkern und schwülstigen Sprüchen vermisste, ist hier genau richtig. Denn Kingsman basiert auf der britischen Comicreihe "The Secret Service" von Dave Gibbons und Mark Millar, zwei Briten, die keinen Hehl daraus machen, dass sie mit Dr. No und Goldfinger aufgewachsen sind und ihre Figuren bewusst überzeichnen.
Aber der Reihe nach: Die titelgebenden Kingsmen sind britische Geheimagenten, die noch geheimer als der Secret Service arbeiten und ihre Existenz in einer dieser Boutiquen für Dandy-Mode verstecken. Die Mitglieder sind benannt nach der Tafelrunde, am Kopfende sitzt Michael Caine, der personifizierte britische Gentleman.
Eigentlicher Anführer aber ist Harry Hart (Colin Firth), der mit kühler Nonchalance die Gegner zermalmt, ohne dass sein Einstecktuch zerknittert. Der Ritter im feinen Zwirn rekrutiert den jungen Draufgänger und Cristiano-Ronaldo-Doppelgänger Eggsy (Taron Egerton) für das Kingsman-Aufnahmeprogramm, der sich fortan im Wettbewerb gegen eine Handvoll hochnäsiger Elite-Kids durchsetzen muss.
Ruppige Straßenweisheit mit Pub-Attitüde versus feine Herrschaften – aus dieser Grundkonstellation speist der Film ein Dutzend gelungener Dialoge und Pointen. Deutlich kruder wird es bei der Storyline: Medienmogul Valentine (Samuel L. Jackson) bereitet die globale Revolution vor: Seine neu auf den Markt geworfenen SIM-Karten versprechen Gratis-Internet, wann immer man will. Was niemand weiß: Wer die App öffnet, verwandelt sich ob vergifteter elektromagnetischer Wellen umgehend in einen tollwütigen Massenmörder.
Bond-Fans klassischer Schule bekommen hier was sie brauchen: Vertraute Agenten-Gadgets (Schuh mit Klappmesser!), im doppelten Wortsinn messerscharfe Sidekicks und ein furioses Finale, das natürlich jeder Logik widerspricht. Einen Bösewicht, der sich jedes Mal erbricht, wenn er Blut sieht, kann man ebenso wenig ernst nehmen. Aber dafür sind die Kingsmen auch nicht da – mit Ernsthaftigkeit wollen sie nichts zu tun haben, auch wenn der äußere Schein den Eindruck vermittelt.
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Kommentare
Der Versuch einer Persiflage auf James Bonds Abenteuer. Dabei ist die Handlung vom 007 Plot so weit entfernt wie der unglaubliche Tod des Hauptdarstellers Collin Firth vom Ewigen Leben von 007.
Man kann sich zu einem Ratespielchen animieren lassen, wer die meisten Anleihen zuerst entdeckt. Da findet man dann schießende Regenschirme nur ohne Q, dafür aber Posen und Utensilien.
Colin Firth als Galahead überrascht mit flotten Stunts. Dagegen gibt sich Samuel L. Jackson als Valentine eher als Witzfigur denn als Oberbösewicht. Passt auch ins Bild. Die Ausbildung der Kingsmen nimmt breiten Raum ein und ist recht unterhaltsam. Michael Caine (als ‘King Arthur‘) ist eifrig bemüht ernst dreinzublicken, wirkt aber etwas verloren. Ganz amüsant sind auch die Schlagzeilen aus der ‘SUN‘: ‘To Pee or not To Pee‘. Es reicht nicht ganz an John Le Caré heran, auch wenn der Schneider aus London kommt. Mittendrin sinkt die Spannung etwas ab, die Gags werden lauer und die Handlung vor allem gegen Ende unübersichtlicher. Sie zerfasert zwischen dem familiären Hintergrund von Galahads Nachfolger Eggsy (Taron Egerton) und der Rettung der Welt. Beim Ende im Gefängnis mit der Prinzessin sind wir wieder bei James und werden beim Abspann mit ‘Pomp and Circumstances‘ von Edward Elgar entlassen. Viel Schatten und ein bisschen Licht. Darf man halt nicht so eng sehen.… Mehr anzeigen
Eine Reminiszenz an die klassischen James Bond-Filme nur cooler, frecher mit mehr Drive und viel mehr Gewalt. Einfach ein herrlicher Spass.
Herrlicher Film. Gelungene Mischung aus Bond, ein bisserl SF und realen Möglichkeiten der Beeinflussung. Am schönsten fand ich die Begründung des Schurkens für seine Aktion, das die Klimakatastrophe dem Fiber eines Organismusses gleichzusetzten wäre, der seine Viren - die Menschen - loswerden will, und er würde die ganze Sache nur etwas beschleunigen. Hat was.… Mehr anzeigen
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