Das Salz der Erde Brasilien, Frankreich, Italien 2014 – 110min.
Filmkritik
Ihr sollt Euch ein Bildnis machen…
Er besuchte Naturvölker fern der Zivilisation, Heerscharen von Arbeitern in Goldminen, vom Hungertod bedrohte Flüchtlinge in der Sahelzone, Feuerwehrleute auf brennenden Ölfeldern im ersten Golfkrieg: Der 1944 geborene Brasilianer Sebastião Salgado, die Ikone des von sozialem, politischem und karitativem Engagement beseelten Fotokunst-Schaffens. Ihm hat der Kultfilmer Wim Wenders gemeinsam mit Salgados Sohn Juliano Ribeiro ein kongeniales Dokumentarfilm-Denkmal gesetzt.
Salgado, mit sieben Schwestern in einer Farmerdynastie aufgewachsen, studierte in Sao Paolo Wirtschaft und liebäugelte mit einer Karriere im Finanzwesen. 1969 aber wanderte er mit seiner Frau, der Pianistin Lélia Deluiz Wanick, wegen der Militärdiktatur in seiner Heimat nach Europa aus. Im linksrevolutionären Paris verändert sich sein Lebensplan, wurde die Passion fürs Fotografieren geweckt, die er dann zum Beruf machte.
Wim Wenders wurde vor einem Vierteljahrhundert in Los Angeles auf Salgado aufmerksam, als er dessen Fotografie einer erblindeten Tuareg-Frau erstand. Bis zur ersten Begegnung mit Salgado verging allerdings einige Zeit und das ambitionierte Filmprojekt war das Resultat einer zwischenzeitlich gewachsenen, von gegenseitiger Hochachtung geprägten Freundschaft zweier Bild-Ästheten.
Das Salz der Erde (mit "Salz" sind damit im biblischen Sinne alle Menschen auf Erden gemeint) verbindet ein von Salgado weitgehend selber kommentiertes Bio-Porträt mit einer Werkschau und dokumentarfilmischen Reise-Sequenzen. Im Ganzen ergibt das eine fast intime Annäherung an die ethische Haltung und Arbeitsweise Salgados, der seine jahrzehntelange risikoreiche Tätigkeit als Augenzeuge in Krisengebieten und Kriegsreporter übrigens 1994, nach hautnah miterlebten Genozid-Erfahrungen in Ruanda, beendete. Wie andere Front-Fotografen auch wollte er der Gefahr entgehen, gegenüber dem Bösen eine zynische Haltung zu entwickeln.
Seitdem fokussiert Salgado sein Werk auf Reportagen über Menschengruppen oder Naturphänomene. Und er befasst sich mit ökologischen Projekten, was auch sein bislang letztes Grossprojekt, "Genesis", motivierte. Eine bildwuchtige Verbeugung vor der Schöpfung an sich (im Taschen-Verlag ist 2013 dazu ein prachtvoller Bildband erschienen).
Das Salz der Erde bietet ergreifende Impressionen von magischer Schönheit, vereint zu einer ästhetisch betörenden Hommage an den Meisterfotografen, Zeitchronisten und beherzten Weltbetrachter. Famos, dass Teile von Salgados faszinierender Foto-Weltchronik über die Leiden und Wunder auf dem blauen Planeten nun im Kino erstrahlen.
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Kommentare
Ein eindrücklicher und poetischer Film, der das Lebenswerk von S. Salgado würdigt
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