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Love Island Bosnien-Herzegowina, Kroatien, Deutschland, Schweiz 2014 – 86min.

Filmkritik

Trouble in Paradise

Urs Arnold
Filmkritik: Urs Arnold

Affentheater an der Adria: Love Island ist eine schrille Beziehungs-Komödie, mit der Jasmila Zbanic (Grbavica) sich ausnahmsweise mal im humoristischen Fach auslebt.

Es ist ein Pauschalurlaub in seinem vorstellbar trashigsten Ausmasse, den Grebo (Ermin Bravo) und sein hochschwangere Frau Liliane (Ariane Labed) gerade verleben. Wir reden hier von kunterbunten Drinks und einem Frühstückbuffet der Fläche Siziliens, bored old couples, bescheiden talentierten Alleinunterhaltern und ja, auch von der Italo-Schauspiellegende Franco Nero als alternden Gigolo. Inmitten von all dem schmettert Grebo überdies eine markige Version von "Wind of Change", die ihn auf einen Schlag zur Berühmtheit im Ressort macht. Stimmung!

Klar, auch Flora (Ada Condeescu) ist nun auf den pelzigen Typen aufmerksam geworden. Trotz seiner Bindung zu Liliane nähert Grebo sich Flora – Stichwort: tauchen – bedrohlich an. Was der liebestolle Bosnier indes nicht weiss: Liliane und Flora kennen sich bereits seit langer Zeit. Und sie waren damals nicht einfach nur gute Freundinnen, die zusammen mal ein Käffchen tranken, nein: Man liebte sich. Leidenschaftlich. Absehbar also, dass im "Paradies" an der Adria bald ganz andere Dissonanzen als die windschiefen Gesangslinien der Scorpionischen Powerballade zu vernehmen sein werden.

Gar ansatzlos begab sich indes die Bosnische Regisseurin Jasmila Zbanic in seichte Komödiengewässer. Ihre bisherigen drei Filme, darunter der Berlinale-Sieger Grbavica, standen mehr oder weniger deutlich im Erbe des Bosnienkrieges. Viel Raum für ausgedehnte Witzigkeit liess dies offensichtlich nicht zu.

Der Drang, einen Schwank zu inszenieren, muss für Žbanić wohl unerträglich gewesen sein, so schrill und flatterhaft wie diese Dreiecks-Beziehungskiste sich entlädt (die übrigens teilweise mit Schweizer Geldern finanziert wurde). Und ja, it is complicated, nicht nur unter den drei Hauptfiguren, denn als Zuschauer ist man sich hier gern mal darüber im Unklaren, ob das gerade Gesehene nun unsagbar witzig war, oder unsagbar doof.

Dann wieder ist man ja in der Hölle der Holiday-Ressorts angekommen, des touristischen Äquivalents zur Schundliteratur. Wer dieses Setting per se als basislos für eine Komödie taxiert, sollte tunlichst von der Sichtung von „Love Island“ absehen. Wer dagegen eine verquere Affinität zum Pauschalurlaub hegt, der hat eigentlich nur das gefühlsknödelige Ende heil zu überstehen, um seine Sommerkomödie des Jahres gesehen zu haben.

06.05.2024

3

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Kommentare

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Berufsromantiker

vor 9 Jahren

Schöne Komödie, die teilweise wie durch einen Camcorder aufgenommen wirkt, als wäre dies ein eigener Urlaubsbericht. Amüsant, nur der Schluss ist ein bisschen unrealistisch...


kinopeitsche

vor 9 Jahren

Wo bin ich? In einem Schwank des Bernhardtheaters? Oder in einem von mehr oder minder begabten Laien gespielten Drama? Zwar hat’s immer mal wieder schöne Bildideen und grell-bizarre Witze, aber so recht konnte mich der mit zu langen Gesangseinlagen gepimpte Film nicht unterhalten. Unschlüssig in der Figurenzeichnung. Harzig im Timing. Und die Dramaturgie schwankt schwer. Naja, es ist halt doch ein Schwank.Mehr anzeigen


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