Mommy Kanada 2014 – 139min.
Filmkritik
Mommy
Mit gerade einmal 25 Jahren hat es Xavier Dolan – als Wunderkind des Kinos in den letzten Jahren ebenso oft gefeiert wie kritisiert – mit seinem fünften Film endlich in den Cannes-Wettbewerb geschafft. Und dort nun mit Mommy einen Film präsentiert, der ihn nicht nur in eine neue Regie-Liga katapultieren dürfte, sondern dem Rennen um die Goldene Palme auch einen dringend benötigten Energie-Schub verpasste.
Mehr Frische, Leben und Energie als in dieser Geschichte um eine lebenslustige, aber mit ihrem schwer erziehbaren und an aggressiven ADHS-Schüben leidenden Teenager-Sohn war an der Croisette in diesem Jahr nicht zu sehen. Dolans Dialoge sitzen, seine Darsteller sind phänomenal, der Musikeinsatz ist gewohnt bestechend. Und nicht zuletzt in seiner Bildsprache traut sich der Kanadier mehr als die gesamte Altherren-Riege der Konkurrenz. Ein ganz großer Wurf!
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Kommentare
Zu Beginn erfrischend, aber nach einer Weile - und der Film ist eindeutig zu lang - hat man das Gefühl, man schaue einfach nur noch Figuren zu, die ganz viel schreien müssen, ohne dabei wirklich etwas zu sagen. Wirkt ermüdend aufmerksamkeitsbedürftig.
Zuletzt geändert vor 7 Jahren
Anfangs ist man nur geschockt, wegen der heftigen Fäkalsprache und den vielen F-Wörtchen. Dann ist man gepackt, weil man in den Sog der Handlung so hineingezogen wird, dass sie einen bis zum Schluss nicht mehr loslässt. Regisseur Dolan schreit einem förmlich die Action und die Dialoge so heftig ins Zuschauergesicht, dass man sich manchmal wie bei einem Wirbelsturm schutzsuchend ducken möchte. Der Wunderknabe aus Kanada hat uns ein Mutter-Sohn Drama beschert, das mit ungeheurer Wucht auf die Zuschauer einschlägt. Der Star ist der junge Steve (Antoine-Olivier Pilon), der die Aggressivität in Persona ist. Gefährlich, weil der Vulkan in ihm jederzeit zum Ausbruch kommen kann. Seine alleinerziehende Mutter Diane (Anne Dorval) ist Ursache und Leittragende zugleich, aber das kriegt sie so nicht ganz mit. Erst die letzte Szene verdeutlicht durch ein Seelenfoto ihren inneren Zustand, nachdem alle sie verlassen haben. Dass es auch anders geht, zeigt die Nachbarin Kyla (Suzanne Clément). Die stotternde Lehrerin tut etwas, was Mutter Diane nie geschafft hat: sie setzt dem Jungen Grenzen und findet doch einen angemessenen Zugang zu Steve. Das Verhältnis zwischen Mutter und Sohn mäandert zwischen Inzest und Krücke. Mutter kann nicht loslassen, sieht aber die Notwendigkeit, ihrem Sohn helfen zu müssen. Aber es gelingt ihr nie, das richtige zu tun. Steve ist ja keineswegs dumm. Er erkennt z. B. sofort, dass der benachbarte Rechtanwalt ihnen nicht helfen, sondern nur die Mutter flachlegen will.
Der Film verfolgt einen wegen seiner Intensität noch lange nach dem Abspann, wenn man Zeit hat durchzuschnaufen und das Geschehen einzuordnen.… Mehr anzeigen
Ein geniales Meisterwerk. Spannend wie Dolan einen Film im Format 1: 1umsetzt! Grosse Klasse auch die Schauspieler.
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