Das Versprechen eines Lebens Australien, Türkei, USA 2014 – 111min.

Filmkritik

Liebelei, Anarchie und ein Selbstdarsteller

Michael Lang
Filmkritik: Michael Lang

Wieder fühlt sich ein Filmstar berufen, Regie zu führen. Angelehnt an historische Ereignisse erzählt Russell Crowe von einem australischen Farmer, der 1919 in der Türkei mehr über das Schicksal seiner drei Söhne erfahren will, die seit dem 1. Weltkrieg verschollen sind. Der Film hat formale Reize, ist aber sonst ein qualitativ zwittriger Mix aus Historiendrama, Abenteuerballade und gefühlsduseliger Liebelei. Zudem spielt Crowe die Hauptrolle selber, mit einem Hang zum Narzissmus.

Nach dem Verlust der Ehefrau reist Connor auf die türkische Halbinsel Gallipoli, wo 1915 über 100'000 Australier und Neuseeländer auf der einen, Türken auf der andern Seite gefallen waren; ein Ereignis, dem in der angelsächsischen Welt bis in die Gegenwart gedacht wird. Angekommen in Konstantinopel (dem heutigen Istanbul) wird Connor von einem aufgeweckten Buben zum Hotel gelotst, das dessen verwitwete Mutter mit einem Schwager führt, der sie zur Heirat drängt. Ayshe (Olga Kurylenko), attraktiv und selbstbewusst, empfängt den melancholischen Gast reserviert, doch man spürt, dass zwischen den beiden sofort Liebesfunken stieben.

Zuerst aber muss Connor seine Mission erfüllen. Dabei trifft er auf sture britische Militärbeamte, die ihn ausweisen wollen, weil sie Zivilisten sehr misstrauen. Doch Connor erhält ausgerechnet von einem türkischen Major (Yilmaz Erdogan) Rückendeckung, der im Krieg die Einheit von Connors Söhnen bekämpfte. Nun berät er die Feinde von einst bei der Kriegsgräber-Fürsorge, ist politisch aktiv und von der Vaterliebe des Besuchers beeindruckt.

Joshua Connors Wesen hat die Gabe, Wasseradern aufspüren. Und mehr als das: Er ortet auf dem minenverseuchten Schlachtfeld sogar die Gebeine von zwei seiner Söhne. Das nun ist etwas gar weit hergeholt, passt aber zu diesem irritierenden Film: Interessant ist er immer, wenn es im Kontext einer zeitgeschichtlichen Tragödie um Anarchie, Versöhnung und Menschlichkeit geht. Und ärgerlich dort, wo die simpel gestrickte Handlung einem gefühlstranigen Happy-End zusteuert: Der militärklamottenhafte Schlussakt erinnert an die Karl-May-Abenteuerschwarten aus den 1970er-Jahren. Für Glanzpunkte sorgt immerhin Kameramann Andrew Lesnie (Lord of the Rings, Hobbit), der im April 2015 verstorben ist.

Russel Crowes Regiedebüt weckt vom Plot her Erwartungen, löst sie indessen nur halbherzig ein. Das liegt am Drehbuch und an Crowes Eitelkeit: Dass er sich beispielsweise mit allzu vielen Nahaufnahmen selber schmückt und aussieht wie die Leinwandhelden im klassischen Hollywood-Familienfilm – die auch im Superstress wie aus dem Ei gepellt aussahen – hat etwas Lächerliches.

22.04.2024

2

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Kommentare

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giggs23

vor 9 Jahren

berührend und ein stück geschichte. well done mr. crowe


atakan983

vor 9 Jahren

Super film! Crowe ist mein lieblingsschauspieler! 👍 🏽


zuckerwättli

vor 9 Jahren

Crowe ist toll, der Film leider nicht so.


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