White God Deutschland, Ungarn, Schweden 2014 – 121min.

Filmkritik

Hunde-Aufstand in Budapest

Björn Schneider
Filmkritik: Björn Schneider

Eine Gruppe von Hunden verbündet sich und tritt gemeinsam zum Kampf gegen ihre menschlichen Feinde an. White God ist ein schonungsloses, sozialkritisches Rache-Drama der etwas anderen Art. Der Film wurde im letzten Jahr in Cannes in der Sektion "Un Certain Regard" mit dem Hauptpreis ausgezeichnet.

Lili (Zsófia Psotta) lebt sorgenfrei mit ihrem geliebten Mischlingshund Hagen in Budapest. Das ändert sich jedoch, als die ungarische Regierung eine Hundesteuer für Mischlinge ansetzt, um die Zucht von reinrassigen Tieren zu fördern. Auch das ein Grund, wieso sich Lilis Vater, bei dem das Mädchen seit Kurzem wohnt und der mit Hunden noch nie gut konnte, Hagen los werden will. Kurzerhand setzt er ihn aus. Völlig verloren und auf sich allein gestellt, landet Hagen schließlich in einem örtlichen Tierheim. Dort schließt er sich anderen Hunden an. Sie formieren sich bald darauf zu einer geschlossenen Meute und planen, bittere Rache an ihren Unterdrückern zu üben.

Der gesellschafts- und sozialkritische Film White God ist ein außergewöhnliches Drama, da hier nicht Menschen, sondern Hunde die zentrale Rolle spielen und eine Revolte gegen ihre Feinde anzetteln. Es ist der sechste Spielfilm von Kornél Mundruczó, der vor allem durch sein Geschwister-Drama Delta (2008) bekannt wurde. Der Film wurde unter realen Bedingungen an Originalschauplätzen gedreht, zudem kamen ausschließlich echte Hunde zum Einsatz.

White God erweist sich als packender Mix aus gesellschaftskritischem Drama mit Coming-of-Age-Anleihen und spannendem Rache-Thriller der ganz besonderen Art. Hauptverantwortlich für die hohe Qualität des Films ist seine dringliche Umsetzung und der konsequente Inszenierungs-Stil. Dies zeigt sich vor allem in den bemerkenswerten, mitunter äußerst heftigen Action-Szenen und "Rache-Momenten", in deren Zentrum reale Tiere stehen, die hier Ungeheuerliches leisten. Es sind beachtliche Szenen, wenn die Hunde-Schar geschlossen den Kampf gegen ihre Feinde aufnimmt, sich mit diesen rasante Verfolgungs-jagden durch die Straßen von Budapest leistet und sie gemeinsam in gruppendynamischen Kraftakten zur Strecke bringt.

Ab und an schießt Mundruczó in Sachen Brutalität aber ein wenig übers Ziel hinaus und man fragt sich schon, ob es diese (blutgetränkte) Radikalität und Härte gebraucht hätte. Inhaltliche und dramaturgische Ähnlichkeiten mit der "Planet der Affen"-Reihe sind zudem nicht von der Hand zu weisen, aber "White God" kommt fast gänzlich ohne digitale Effekte und Computertricks aus, was für einen hohen Realismus-Grad sorgt. Alles in allem ist "White God" ein extrem lohnenswertes Drama, das seine Kritik an den Missständen in einem Land, in dem sich Minderheiten oft unnachgiebiger Verfolgung ausgesetzt sehen, ungewöhnlich und jederzeit stimmig verpackt.

14.04.2024

4

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Kommentare

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Janissli

vor 9 Jahren

Der Film geht etwas länger als nötig, bleibt aber durch seine Geschichte trotzdem stark hängen. Habe noch mehrere Tage über die Parallelen mit unserer heutigen Welt nachgedacht. Auf den zweiten Blick wirklich top.


thomasmarkus

vor 9 Jahren

muss natürlich heissen:
Raubaffe; -)


thomasmarkus

vor 9 Jahren

Wer ist da tierisch gewalttätig? Wiedermal der Raubaafe Mensch...


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