American Ultra USA 2015 – 95min.

Filmkritik

Killer wider Willen

Christopher  Diekhaus
Filmkritik: Christopher Diekhaus

Dass er Leinwandexzessen nicht abgeneigt ist, demonstrierte Nima Nourizadeh bereits in seinem Spielfilmdebüt Project X, einer orgiastischen Komödie, die das Phänomen der Facebook-Partys leidlich unterhaltsam aufgriff. Ungeahnte Eskalationen bietet auch seine neue Regiearbeit American Ultra, die allerdings schneller als gedacht ihren Reiz verliert.

Der Supermarktmitarbeiter Mike (Jesse Eisenberg) führt ein monoton-unspektakuläres Kleinstadtleben. Gemeinsam mit seiner Freundin Phoebe (Kristen Stewart) hängt er ab, vernichtet einen Joint nach dem anderen und lässt sich von den Problemen der Welt nicht wirklich aus der Ruhe bringen. Panikattacken holen ihn lediglich dann ein, wenn er versucht, das Provinznest zu verlassen. Dumm nur, dass er Phoebe ausgerechnet bei einem Trip nach Hawaii einen Heiratsantrag machen will. So sehr sich Mike auch bemüht, kann er seine Angst nicht überwinden, weshalb der Urlaub schon am Flughafen endet. In ein Abenteuer schlittert der Marihuana-Freund dennoch hinein, als er wenig später an seinem Arbeitsplatz von Killern attackiert wird, die er zu seiner eigenen Verwunderung spielend leicht liquidiert. Was der junge Mann nicht mehr weiss: Vor Jahren hat ihn die CIA-Beamtin Lasseter (Connie Britton) im Rahmen eines Geheimdienstprogramms zu einer perfekten Tötungsmaschine ausgebildet.

Kleinstadtgeschichte, Kiffer-Romanze, Agentenparodie und Actionklamotte - obwohl vieles auf einmal zusammenkommt, wirkt das Anfangsdrittel recht vielversprechend. Jesse Eisenberg und Kristen Stewart bringen die Zuneigung des verplanten Loser-Pärchens glaubhaft zum Ausdruck und lassen einige Momente sogar ehrlich berührend erscheinen. Gelungene Einfälle präsentieren Regisseur Nourizadeh und Drehbuchautor Max Landis (Chronicle) auch, als das Unheil seinen Lauf nimmt. Wie Mike im Kampf mit seinen Häschern unbewusst Alltagsgegenstände zweckentfremdet und mit welchem Unverständnis er auf Lasseters erste Kontaktaufnahme reagiert, ist einfach schreiend komisch.

Umso bedauerlicher, dass die wilde Genre-Mischung mit der Zeit merklich abbaut. Statt die Meta-Spielereien - wie im ähnlich comichaften Kingsman: The Secret Service - gewitzt zuzuspitzen, setzt American Ultra auf ermüdende Krawallszenarien, die trotz deftiger Splatter-Effekte zunehmend blutleerer wirken. Sind die Protagonisten anfangs interessant gezeichnet, steht man ihrem Schicksal immer gleichgültiger gegenüber. Außerdem wird deutlich, dass sich die unterschiedlichen Zutaten – knallige Geheimdienstaction im Bourne-Verschnitt und skurrile Liebesgeschichte - dann doch sehr häufig beissen.

19.02.2024

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Kommentare

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Patrick

vor 4 Jahren

Auch wen die Story an den Haaren herbeigezogen ist kommt nie Langeweile auf.Auch Kristen Stewart& Jesse Eisenberg kommen als cooles Liebespaar zum Tod~Lieben daher.Dafür gibts von Mir 3.1/2 Sterne von 5.


Janissli

vor 7 Jahren

Gute Unterhaltung, wenn man nicht alles allzu Ernst nimmt. :-) Viele lustige Szenen die Dank der guten Wahl der Schauspiel auch total gut rüber kommen.


Barbarum

vor 7 Jahren

Die Grundidee mag einen neugierig machen, aber leider ist die Ausführung ziemlich uninspiriert und lieblos.


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