Chappie Mexiko, USA 2015 – 120min.

Filmkritik

Irrwitziges Potpourri

Patrick Heidmann
Filmkritik: Patrick Heidmann

Roboter, künstliche Intelligenz und Maschinen, die ein Bewusstsein entwickeln, werden als Filmthema vermutlich nie ausgedient haben. Schon kommenden Monat etwa kommt mit Alex Garlands Ex Machina eine weitere Geschichte dieser Art auf die Leinwand. Keinen Regisseur allerdings scheint dieser Themenkomplex so sehr zu beschäftigen wie Neill Blomkamp, der sich nach District 9 und Elysium nun in Chappie damit noch intensiver auseinandersetzt als bisher.

Im Südafrika der nahen Zukunft setzten die Behörden im Kampf gegen die eskalierende Kriminalität auf Polizeiroboter. Entwickelt vom jungen Ingenieur Deon (Dev Patel) sind sie in der Verbrechensbekämpfung ebenso ein durchschlagender Erfolg wie für den produzierenden Rüstungskonzern. Weswegen es der Chefin (Sigourney Weaver, in einer sträflich kleinen Rolle) auch nicht in den Kram passt, dass Deon eigentlich weiterforschen und endlich einen Roboter erfinden will, der nicht nur sprechen, sondern auch selbstständig denken und handeln kann. Als er unerlaubt ein ausgedientes Modell (Sharlto Copley, brillant durch Motion Capture verwandelt) entwendet, gelingt ihm tatsächlich der Durchbruch.

Doch die Situation gerät schnell außer Kontrolle, denn nicht nur geraten Deon und seine bald Chappie genannte Schöpfung in die Hände von Gangstern, die sich mit Hilfe der Maschine ihre Widersacher vom Hals halten wollen. Sondern auch der von Ehrgeiz zerfressene Kollege Vincent (Hugh Jackman), der seinerseits einen Gedanken gesteuerten Riesen-Kampfroboter erfunden hat, bekommt Wind von der Sache.

Chappie, einmal mehr geschrieben von Blomkamp und seiner Frau Terri Tatchell, ist ein bisweilen fast irrwitziges Potpourri an Ideen. Der Film ist mal Parabel auf den Überwachungsstaat und die zusehende Unfreiheit des Menschen, mal Gangsterfilm und Actionkracher. Er ist ebenso sehr die über nur wenige Tage erstreckende Entwicklungsgeschichte einer Maschine wie rührende Ersatzfamilien-Komödie und findet nebenbei auch noch Platz für quasi-philosophische Gedanken zu Bewusstsein, Seele und Tod.

Nicht jeder dieser Aspekte funktioniert gleichermaßen gut, und vor allem das Finale droht nach zahllosen Genre- und Stimmungsbrüchen zur Zerstörungsorgie zu verkommen. Doch unterhaltsam ist Chappie ohne Frage durchgehend. Und vor allem ungewöhnlich. Nicht nur, weil Jackman sich mit einer Nebenrolle begnügt und dabei alberne Vokuhila-Frisur und Kniestrümpfe zu kurzen Hosen trägt. Sondern weil Blomkamp auf erstaunliche Weise den Schauplatz Johannesburg in Szene setzt (inklusive dem entsprechenden Englisch sowie den beiden exzentrischen Rappern von Die Antwoord in furiosen Gangster-Rollen) und sich auch sonst mehr traut als fast alle anderen Blockbuster-Regisseure dieser Tage. Dass er demnächst einen neuen Alien-Film drehen wird, ist eine vielversprechende Aussicht. Zumal es ja auch in der legendären SciFi-Reihe immer wieder Platz für Androiden und andere Menschmaschinen gab.

22.04.2024

4

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Kommentare

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movietalker

vor 8 Jahren

Einer der langweiligsten Science Fiction Filme der letzten Zeit.
Bin ich FSK 6 oder bin ich FSK 12 oder sogar FSK 16, bin ich ein Märchen oder bin ich ein Action Film?


oscon

vor 8 Jahren

Verblüffend real getrimmter SF-Actioner, um einen Roboter-Polizisten, der mittels KI-Algorhythmen zu Bewusstsein erwacht.
Mit der Auffassungsgabe eines Kindes wird un dmuss lernen in der gewalttätigen Welt zu bestehen und Gut von Böse zu unterscheiden.
Neil Blokamp verblüfft auch in diesem Film mit Realitätsnahe und einer subtilen Story, die Platz zum Nachdenken lässt.
Der südafrikanische Cast, gespickt mit Grosskalibern wie Dev Patel, Hugh Jackman (als ziemlich "querer" Bösewicht) und Sigourney Weaver ist überzeugend, betreibt aber manchmal etwas "Overacting".Mehr anzeigen


Gelöschter Nutzer

vor 9 Jahren

Roboter mit emotionaler Intelligenz. Plot in absoluter Gleichheit. Finale alle gegen alle


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