Abschussfahrt Deutschland 2015 – 88min.

Filmkritik

Das olle Programm

Peter Osteried
Filmkritik: Peter Osteried

Die deutsche Produktion hat sich große Vorbilder genommen. Autor und Regisseur Tim Trachte wollte aber nicht nur einen Mix aus Hangover und American Pie bieten, sondern zugleich auch dem Teenie-Film seiner Jugend huldigen. Das ist ihm erstaunlich gut gelungen, wobei eines natürlich klar ist: Der Humor ist brachial.

Die Klassenfahrt nach Prag soll für drei Freunde was ganz Großes werden. Etwas, woran man sich noch im hohen Alter erinnert. Leicht gesagt, wenn man zu den Verlierern der Schule gehört, aber davon lässt sich das Trio nicht aufhalten. Zwar ist es nervig, dass der Schwarm eines der Jungen ihm ihren an Asperger leidenden Bruder aufs Auge drückt, aber die Nacht der Abenteuer stört das nicht. Alkohol, Puffs, Gauner, rabiate Engländer – in dieser Nacht ist das volle Programm geboten. Und am nächsten Tag? Ist nichts mehr, wie es einmal war.

Was das Grundkonzept betrifft, so wartet Trachte nicht mit Originellem auf. Aber er weiß, wie diese Art Film funktioniert. So entlässt er seine Helden in die Nacht, was zwar mit einer episodischen Erzählstruktur daherkommt, aber auch immer eskalierender wird in dem, was die Jungs erleben. Dabei verzichtet Trachte darauf, auch nur eine halbwegs realistische Geschichte zu erzählen. Stattdessen übertreibt er, und das ganz gewaltig.

So mag man Eskapaden wie jene mit dem Panzer nur ungern schlucken, aber dem gegenüber stehen immerhin Sequenzen, die in Sachen Komik ganz und gar auftrumpfen. Die Figuren sind dabei nur Steigbügelhalter der Geschichte. Wenn sich aus einer Situation ein Gag herauswringen lässt, dann wird das gemacht, auch auf Kosten der Protagonisten. Die sind eher nach Funktion, denn nach charakterlicher Dreidimensionalität gestaltet, fügen sich damit aber gut ins Gesamtbild ein.

Abschussfahrt zielt natürlich in erster Linie auf ein jugendliches Publikum ab, kann aber auch ältere Semester unterhalten, sofern diese bereit sind, sich auf den anarchischen Humor einzulassen. Erstaunlich ist im Grunde nur, dass Trachte den Herzschmerzaspekt deutlich stärker zurückfährt und sich damit auch von den amerikanischen Konkurrenten abhebt. Davon abgesehen muss man ihm jedoch attestieren, dass er mit seinem Film durchaus den großen Vorbildern Konkurrenz machen kann.

Zudem ist es erfrischend, einen Film zu sehen, der einfach nur lustig sein will, koste es, was es wolle. Trachte will unterhalten, und das gelingt ihm ausgesprochen gut. Kein großer Film, aber einer, der mit reichlich Party-Feeling daherkommt.

16.04.2024

3

Dein Film-Rating

Kommentare

Sie müssen sich zuerst einloggen um Kommentare zu verfassen.

Login & Registrierung

buono

vor 9 Jahren

Durchgeknallte Typen, schon oft gesehen. Neue Variante. Solide Unterhaltung, am Schluss etwas langatmig.


Mehr Filmkritiken

Typisch Emil

Tschugger - Der lätscht Fall

Hölde - Die stillen Helden vom Säntis

Landesverräter