Coconut Hero Deutschland 2015 – 97min.

Filmkritik

Todessehnsucht und erste Liebe

Walter Gasperi
Filmkritik: Walter Gasperi

Ein todessüchtiger Teenager findet zu sich und zu Lebensfreude. Die Story klingt altbekannt und verbraucht, doch wie Florian Cossen seine Coming-of-Age-Geschichte in der kanadischen Provinz im Stil eines US-Independent-Films inszeniert und die Natürlichkeit der Darsteller machen aus dieser Tragikomödie etwas Besonderes.

Unmittelbar mit einem Selbstmordversuch des 16-jährigen Mike Tyson (Alex Ozerov), der in der Schule nicht nur wegen seiner Namensverwandtheit mit dem ehemaligen Boxchampion gemobbt wird, setzt Florian Cossens (Das Lied in mir) und Elena von Sauckens Coconut Hero ein. Statt im Himmel erwacht der Teenager aber im Krankenhaus. Dort wird allerdings ein walnussgroßer Gehirntumor entdeckt.

Weil Mikes Entschluss zu sterben feststeht, verheimlicht er die tödliche Krankheit seiner alleinerziehenden Mutter (Krista Bridges), die ihn sowieso nur nervt. Er kümmert sich nicht um eine nötige Operation, sondern sucht lieber schon mal bei einem Bestattungsunternehmen nach einem passenden Sarg, beschliesst dann aber aus finanziellen Gründen, selbst einen zu zimmern. Weil er beim Transport der dafür nötigen Bretter aber Hilfe benötigt, wendet er sich an die um ein paar Jahre ältere Miranda (Bea Santos), die seine Turntherapiegruppe leitet. Vorhersehbar ist zwar, dass sich die Beiden näher kommen und mit Mikes Liebe auch seine Lebensfreude wieder erwacht, dennoch endet Coconut Hero überraschend.

Hervorragend eingebettet in das Ambiente der kanadischen Kleinstadt Faintville, aus der die Einwohner seit der Stilllegung der Mine zunehmend abwandern, und unterstützt von einem Soundtrack, dessen Bandbreite sich von Folk-Songs bis zu Rossinis "Die diebische Elster" spannt, entwickelt sich eine an Harold und Maude erinnernde Coming-of-Age-Geschichte, die komödiantisch beginnt, dann aber zunehmend ernstere Töne anschlägt, eine Stimmung der Melancholie evoziert und schließlich bittersüß endet, aber doch nie ihre Leichtigkeit verliert.

Vortrefflich nützt Cossen auch das Cinemascope-Format, erfreut mit vielen originellen Szenen und eigenwilliger Bildgestaltung. Nicht nach Perfektion und Hochglanzbildern strebt dieser Film, sondern will zwar unterhalten, aber auch nah am Leben sein. Eindringlich gelingt es Cossen so auch die schwierige Situation Mikes, mit der sich wohl viele Teenager identifizieren können, zu vermitteln.

Getragen wird die stilistisch in der Tradition von US-Independent-Filmen wie Garden State stehende Tragikomödie dabei nicht nur von den beiden frisch und natürlich agierenden Hauptdarsteller Alex Ozerov und Bea Santos, sondern auch von prägnant gezeichneten und besetzten Nebenfiguren wie einem überbemühten Sozialarbeiter (David Tompa), einem Pastor (Jim Annan) und einem wenig emphatischen Psychiater (Udo Kier).

26.03.2024

4

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Kommentare

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Patrick

vor 9 Jahren

Coconut Hero ist eine Filmperle die uns die Botschaft übers Leben näher bringt, mit einem traurigen zugleich aber einem fröhlichem Filmende. Coconut überzeugt auch Darstellerisch& Musikalisch.


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