Elser: Er hätte die Welt verändert Deutschland 2015 – 110min.
Filmkritik
Elser: Er hätte die Welt verändert
In Der Untergang erzählte Regisseur Oliver Hirschbiegel von den letzten Stunden von Adolf Hitler. In Elser erzählt er von 13 Minuten, die die letzten in Hitlers Leben hätten sein sollen.
Der Schreiner Georg Elser (Christian Friedel) ist ein Lebemann: Frauen, Freunde, Musik – er genießt die Freiheit in seinem Heimatdorf in der Schwäbischen Alb. Doch mit der Machtergreifung der Nazis 1933 macht sich dort immer mehr das nationalsozialistische Gedankengut breit. Elser hat zwar Freunde in der kommunistischen Partei, sieht sich selbst aber als unpolitisch an. Doch je länger die Nazis an der Macht sind, desto mehr ist Elser davon überzeugt, etwas unternehmen zu müssen. Und so platziert er am 8. November 1939 eine Bombe hinter dem Rednerpult Adolf Hitlers im Münchner Bürgerbräu-Keller. Hitler überlebt, denn durch einen Zufall hat er den Ort 13 Minuten früher als geplant verlassen. 13 Minuten, die den Lauf der Geschichte verändert hätten.
Elser ist konventionelles, aber solide gemachtes Erinnerungskino. Hirschbiegel tut gut daran, das Attentat direkt an den Anfang des Films zu setzen, vermeidet er doch so einen künstlich überstrapazierten Spannungsbogen. Wie bereits Marc Rothemund bei Sophie Scholl – Die letzten Tage handelt Elser von der Zeit des Verhörs. Er zeigt die Foltermethoden und den Sadismus der Verhörer und Elsers Stärke, für seine Überzeugung einzustehen.
Unterbrochen wird dies von Rückblenden, die von Elsers Leben erzählen, aber auch von der Ideologisierung seines Heimatdorfes. Es sind kleine Begebenheiten, in denen die Mechanismen der Macht und der Unterdrückung immer deutlicher werden. Und es sind jene Momente, die einen verstehen lassen machen, was Elser zu der Tat getrieben hat. Die zunehmende Verrohung der Dorfgemeinschaft, das geistlose Mitläufertum, der drohende Krieg, die Beschneidung der Freiheit, all das sind Entwicklungen, denen Elser nicht mehr tatenlos zusehen wollte.
Hirschbiegel verzichtet glücklicherweise auf den großen Pathos, er zeigt Elser nicht als visionären Helden, sondern als charmanten und integren Menschen, als freigeistigen Durchschnittsbürger und humanistischen Christen, der sich aus Liebe zu seinem Land zu dieser Tat verpflichtet fühlt. Christian Friedel ist großartig in der Rolle des Georg Elser, mit seinem facettenreichen Spiel macht er den Wandel des sanften Frauenhelden zum selbstlosen Attentäter absolut glaubwürdig. Und so ist Elser ein spätes Denkmal für einen jungen Mann, der fast den Lauf der Dinge verändert hätte. Doch 13 Minuten haben gefehlt.
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Kommentare
Nachtrag: Der Film der sehr beklemmend gedreht ist wirft die Frage auf was wäre geschen wen das Monster Hitler schon damals getötet worden wäre?
Gleich schockierend wie der Untergang. Das Drehbuch kam durch Original Ton Aufnahmen zustande.
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