Scorpions - Forever and a Day Deutschland 2015 – 100min.

Filmkritik

Rock you like a hurricane

Björn Schneider
Filmkritik: Björn Schneider

Katja von Garnier (Bandits) begleitete die Hannoveraner Hardrock-Band Scorpions fast zwei Jahre lang auf ihrer Abschiedstournee um die Welt. Herausgekommen ist mit Forever and a Day ein Film, der zugleich Tour-Doku und Band-Porträt ist.

50 Jahre Bandgeschichte, über 100 Millionen verkaufte Platten und mit "Wind of change" die erfolgreichste Single 1991: Die Scorpions haben sich im Laufe der Jahrzehnte zu einer der erfolgreichsten Bands aller Zeiten entwickelt. 2010 begab sich die Band um Frontmann und Sänger Klaus Meine auf große "Get Your Sting and Blackout Farewell"-Tour, ihre Abschiedstournee, die sie zwei Jahre lang rund um die Welt führte.

Die langen, erfolgreichen Jahre im Musikgeschäft und die letzte große Tournee nahmen die Musiker zum Anlass, sich während der Reise von einer Filmcrew begleiten zu lassen und beauftragten dafür die erfahrene Filmemacherin Katja von Garnier, die u.a. mit Bandits und Ostwind große Kino-Erfolge feierte. Forever and a Day hatte seine Premiere im Februar 2015 auf der Berlinale.

Regisseurin Von Garnier bedient sich einer spannenden, ausgewogenen Mischung aus Szenen der besagten Farewell-Tour, aufschlussreichen und zum Teil raren Super-8-Aufnahmen aus den 70er- bis 90er-Jahren, Interviews mit Musikern und Fans sowie unmittelbaren Eindrücken vom Leben abseits der Tour, um ein facettenreiches und lückenloses Porträt der Band vorzulegen. Dies gelingt ihr ausgesprochen gut, sie lässt jede entscheidende Band-Phase inklusive wichtiger Ereignisse Revue passieren, von der ersten Begegnung zwischen Meine und Gitarrist Rudolf Schenker über den legendären Band-Auftritt im Kreml 1991 bis hin zur großen Farewell-Tour.

Es sind aber vor allem die Aufnahmen und privaten Mitschnitte aus den 70er- und 80er-Jahren, die den besonderen Reiz der Doku ausmachen und die Band in intimen Momenten (und mit deutlich mehr Haarpracht) abseits der Bühne zeigen. Charmant sind auch die vielen Anekdoten und Äußerungen prominenter Fans, von Gorbatschow und Klitschko bis hin zur Radio-Legende Frank Laufenberg. Mitunter wirkt der Film aber ein wenig überladen und vollgestopft, wenn er eben mit aller Gewalt Beides sein will: Tour- bzw. Konzert-Doku und gleichzeitig dokumentarisch gefärbtes Band-Porträt. Es wäre wohl ratsam gewesen, sich auf eine Darstellungsform zu konzentrieren.

Des Weiteren ist der Film alles anderes als kritisch, im Gegenteil: als wenig sachliche und eher subjektive, einseitige Arbeit verschweigt er z.B. die vielen kritischen Stimmen und Verrisse vor allem in den Jahren 1993 bis 1999, als Reaktion auf die Hinwendung der Band zum radiofreundlichen Belanglos-Pop (z.B. "You and I", "White dove"). "Forever and a Day" ist daher vor allem ein Loblied auf die Band und Film für Fans, aber ein handwerklich außerordentlich gut gemachter.

27.02.2024

3

Dein Film-Rating

Kommentare

Sie müssen sich zuerst einloggen um Kommentare zu verfassen.

Login & Registrierung

Mehr Filmkritiken

Typisch Emil

Hölde - Die stillen Helden vom Säntis

Tschugger - Der lätscht Fall

Sauvages - Tumult im Urwald