High Rise Belgien, Irland, Grossbritannien 2014 – 119min.
Filmkritik
Klassenkrampf
Regisseur Ben Wheatley versucht sich am Sci-Fi-Klassiker High Rise von J.G. Ballard und scheitert trotz beachtlichem Staraufgebot daran, dem Buch gerecht zu werden. Die eigentlich spannende Idee des Klassenkampfes innerhalb eines einzigen Hochhauses artet im Chaos aus, wobei die begonnenen Erzählstränge bald im Nichts verlaufen und die Charaktere kaum greifbar werden.
London in den 70er Jahren. Dr. Robert Laing (Tom Hiddleston) hat soeben eine Wohnung in einem topmodernen Hochhaus bezogen. Das Haus bietet alles, was das Herz begehrt, inklusive Wellness-Bereich und Nachbarschaftsrivalitäten. Die niederen Gesellschaftsschichten bewohnen nämlich die unteren Stockwerke, die gutbetuchten die oberen, ein perfekter Nährboden für Konflikte. Allen voran stört sich Mittelklassevertreter Richard Wilder (Luke Evans) an der versnobten Upperclass, verkörpert durch Pangbourne (James Purefoy).
Laing gelingt es zunächst seinen eigenen Weg zu gehen und den nachbarschaftlichen Scharmützeln auszuweichen. Er beginnt Affären mit der alleinerziehenden Mutter Charlotte Melville (Sienna Miller) und Helen (Elisabeth Moss), der schwangeren Frau des rebellischen Nachbarn Wilder. Schliesslich eskaliert aber die Situation und die Spannungen zwischen den Klassen entladen sich in einer grossen Sex- und Gewaltorgie, fern jeglicher Realität.
Die Ausgangslage der Dystopie ist von Beginn weg klar und auch die Revolution von unten nach oben prädestiniert. Die Handlungen einzelner Protagonisten im Film werden allerdings immer weniger nachvollziehbar und reduzieren sich schliesslich auf blosses Floskelndreschen und Zitateschleudern. Als gegen Ende des Films eine Schauspielerin einen Raum betritt und in die Runde fragt: "Who's going to fuck me in the ass?", hat man bereits jeglichen Realitätssinn über Bord geworfen. Das Abdriften in die Surrealität scheint keinen Zweck zu haben und der offensichtliche Versuch, die Optik und die apokalyptische Stimmung von Kubricks A Clockwork Orange zu kopieren, hilft auch nicht, über die Mängel hinwegsehen zu können.
Fairerweise muss man sagen, dass High Rise optisch sehr gelungen daherkommt. Der Schauplatz, ein brutalistischer 70er Bau am Stadtrand eines fiktiven Londons, stellt ein äusserst spektakuläres Stück Produktionsdesign dar. Die Mode, die Fristuren, die Autos, die gesamte Ausstattung des Films repräsentiert den Stil der 70er präzise und gekonnt. Umso mehr vermisst man einen Handlungsstrang, dem man zu folgen vermag.
Das ist schade, denn Tom Hiddleston und seine MitstreiterInnen hätten ein besseres Drehbuch verdient. Das Thema Klassenkampf ist aktuell, soll zum Nachdenken bewegen, soll wachrütteln. Wenn man aber nach dem Film hauptsächlich über die facettenlosen Charaktere, den verwirrenden Subtext und den schlechten Aufbau grübelt, ist das Ziel verfehlt und der der Wolkenkratzer fällt in sich zusammen.
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Kommentare
Im Mittelpunkt steht ein riesiges Gebäude, in dem alles vorhanden ist, was man zum Leben braucht. Je nach Status wohnt man stockwerkmäßig ‘straßenerdig‘ oder ‘mittig‘ oder man gehört zur plutokratischen Elite und bewohnt die oberen Etagen. In diesen Riesenturm ist gerade der junge Arzt Dr. Laing (Tom Hiddleston) eingezogen. Er wohnt noch im 27. Stock, wird sich aber weiter nach oben vorarbeiten. Konzipiert hat das Projekt der Penthouse Bewohner Anthony Royal (Jeremy Irons).
Alles läuft in geordneten Bahnen, bis es erste Ausfälle von Strom, Wasser und Lebensmitteln gibt. Dann bricht das Chaos aus, es herrscht das Faustrecht. Schwere Zeiten für eine Spaßgesellschaft, die gewohnt ist zwischen Kindergeburtstag und Party zu leben. Ebenso verschwinden Moral und Anstand. Es herrscht Promiskuität. Es bilden sich drei Klassen heraus, die sich gegenseitig bekämpfen.
Dr. Laing ist der einigermaßen ‘normale‘ in dieser Dystopie. Aber auch er muss sein Mütchen kühlen mit Charlotte (Sienna Miller) der flotten Mutter von Toby, dem kleinen Professor oder mit Richards schwangerer Ehefrau Helen (Elisabeth Moss). Richard Wilder (Luke Evans), der Mann vom Fernsehen, versucht einen Film über die Situation des Projektes zu drehen, scheitert aber privat und beruflich.
Geburt und Suizid liegen hier dicht beieinander, die Zwischenzeit verbringt man mit orgiastischen Partys. Die oberen Stockwerke planen die ‘Balkanisierung‘ des Mittelteils bevor man dann zur Kolonialisierung des ganzen Gebäudes übergeht.
Der Pool wird zum Waschhaus, Richard Wilder erschießt Anthony Royal wegen seiner Frau. Man isst Hundefutter und vegetiert in Räumlichkeiten für Messis. Aber alles in allem, sagt Dr. Laing, ist das Leben im Hochhaus gut. Dabei ist er ‘die beste Annehmlichkeit hier‘.
Einer optionalen Utopie, die durchaus denkbar wäre, wird als Score der Abba Song SOS in einer völlig anderen Interpretation unterlegt und verstärkt den wilden Horror von Schmerz, Lust und Leid.
Und ganz am Ende gibt uns Regisseur Ben Wheatley noch Food for Thought: wir hören eine Lobrede auf den Kapitalismus und sehen eine Seifenblase...… Mehr anzeigen
Ich weiss nicht was ich sagen soll... der Film war einfach nur crazy. Musste oft meinen Mund wieder zuklappen.
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