Familie zu vermieten Belgien, Frankreich 2015 – 97min.
Filmkritik
Tausche Familie gegen Geld
Ein unglücklicher Millionär, der endlich Frau und Kinder will, wird Teil einer mittellosen Familie. Dafür übernimmt er ihre Schulden. Der Tausch birgt jedoch unerwartete Tücken. Une famille á louer ist eine amüsante, kurzweilige Komödie, die sehenswert ist. Trotz einer spannungsarmen, vorhersehbaren Dramaturgie.
Zufällig erfährt der Millionär Paul-André (Benoît Poelvoorde) von der alleinerziehenden Violette (Virginie Efira), die unter akuten Geldproblemen leidet. Da er bereits Mitte 40 ist, sieht er die Zeit gekommen, eine Familie zu gründen. Jedoch möchte der Pedant erst seine Familientauglichkeit überprüfen, weshalb er Violette ein Angebot unterbreitet: Paul-André würde ihre kompletten Schulden übernehmen. Im Gegensatz will der einsame Millionär zur Kleinfamilie ziehen und Teil des familiären Lebens werden. Der Deal kommt zustande, doch Paul-André muss bald feststellen, dass man für das moderne Familienleben stressresistent sein und viel Geduld aufbringen muss.
Mit dem in der Nähe von Paris gedrehten Film, bleibt Regisseur Jean-Pierre Améris seinem angestammten Genre der romantischen Komödie treu. Auch bei zwei seiner bis heute bekanntesten Filme – Mauvaises fréquentations (1999) und Les émotifs anonymes (2010) – vermengte er eine gefühlvolle (Liebes-) Geschichte mit humorvollen Einlagen und bissigen Dialogen. Der Schwerpunkt von Une famille á louer liegt dabei aber deutlich auf dem Humor-Anteil.
Es ist eine interessante Grundkonstellation, die in Une famille á louer am Beginn einer von allerlei Gefühlswirrungen bestimmten Story steht: der griesgrämige, verkopfte Perfektionist trifft auf die lebenslustige, temperamentvolle Single-Mutter. Sie braucht Geld, er eine Familie. Die perfekte Voraussetzung, um diesen ungewöhnlichen Kontrakt einzugehen. Der Film wird dabei zu weiten Teilen von seinen spielfreudigen Schauspielern getragen, die ihren Charakteren eine komplexe emotionale Tiefe einverleiben und deutlich machen, dass sie sich Beide nach etwas essentiell Wichtigem im Leben sehen: Sicherheit.
Und da spielt es zunächst keine große Rolle, dass sich die eine Person (Paul-André) nach familiärer Sicherheit und privatem Rückhalt sehnt, während der andere Teil (Violette) der "Schein-Beziehung" dringend eine finanzielle Absicherung benötigt. Aus dieser Verschiedenheit der Hauptfiguren ergeben sich die stärksten und lustigsten Momente, etwa wenn Paul-André feststellen muss, dass das Familienlieben so manche, unerwartete Tücke, wie z.B. unaufgeräumte Kinderzimmer oder einen dauerdefekten Kühlschrank, bereithält. Für einen notorischen, ordnungsliebenden Pedanten der reinste Horror. Von pubertierenden Töchtern und zutraulichen Söhnen ganz zu schweigen. Dass der Film am Ende kein ganz großer Wurf ist, liegt an der arg konventionellen Inszenierung, der wenig überraschenden und größtenteils vorhersehbaren Dramaturgie sowie dem spannungsarmen Ende.
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