Unter der Haut Schweiz 2015 – 94min.
Filmkritik
Erotische Erosion
Claudia Lorenz hat zusammen mit Rolando Colla ein Drehbuch entwickelt, das sich mit einem Thema befasst, welches ihr selbst am Herzen lag. Leider ist das Thema des verspäteten Bekenntnisses der gleichgeschlechtlichen Neigung eines Ehepartners schon oft und gut behandelt worden. Zudem bietet das Drehbuch den renommierten Hauptdarstellern kaum Chancen, das Gefühlsdilemma ihrer Figuren plausibel darzustellen. Speziell Ursina Lardi hat Pech: Musste sie schon in dem realitätsfremden Klischee-Mosaik "Traumland" eine hysterisch reagierende Ehefrau geben, kommt sie hier zwar mit viel Zeit aber ebenfalls schablonenhaften und anachronistischen Rollenvorgaben auch nicht richtig zum Zuge. So gelingt es nicht, die Atmosfäre der liebevollen Vertrautheit eines guten Ehepaars zu schaffen, wofür sie aber nicht allein die Verantwortung trägt. Ihre Partnerfigur wird vom erfahrenen Theater- und Filmschauspieler Dominique Jann nämlich erstaunlich sachlich, gleichsam unterkühlt interpretiert, als ließe ihn das Dilemma kalt, in welches er seine Frau und seine drei Kinder mit seinem systematischen Ehebruch stürzt. Allerdings ist dem Drehbuchautorenduo auch dazu nicht viel eingefallen, was sich visuell verwerten ließe. Dass der berufliche Hintergrund praktisch keine Rolle spielt und keine ArbeitskollegInnen einbezogen sind, spart Produktionskosten, erschwert die Aufgaben der Hauptdarsteller zusätzlich. Erfreulich ist hingegen der Auftritt der drei Kinder des Paares und eines ebenfalls jugendlichen Freundes, die mit realistischem Verhalten und durchaus unterhaltsamen Dialogzeilen gesegnet sind. Bedauerlicherweise spielen sie mehr die Rolle eines Kits für die Handlung als eine mit funktionaler Wirkung. Das Kinopublikum wird auch nicht glücklich, wenn Szenen mit erotischem Potential fernsehabendtauglich zurechgestutzt sind. Und wem die Sprache am Herzen liegt, wird durch die schriftdeutsche Untertitelung irritiert, die mehr als einmal nicht das wiedergibt, was auf Mundart gesagt wird.
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Kommentare
Der Film ist hervorragend gespielt, allen voran ist das Spiel der Hauptdarstellerin extrem differenziert. Dieser Film wird allerdings der Thematik in keiner Weise gerecht. Cliché reiht sich an Cliché, die Familienszenen wirken einstudiert und aufgesetzt peinlich! Natürlich ist es ein Frauenfilm, ganz aus der Sicht einer Frau und leider verfällt die Hauptfigur in die üblich weibliche Opferrolle. Dass er Liebhaber des Ehemannes ein Mann ist, ist in diesem Film eigentlich unerheblich und nichts anderes als einem Trend gehorchend eine neue Variante der betrogenen Ehefrau. Leider wurde es verpasst, die Homosexualität des Ehemannes als Element wirklich spannend zu thematisieren. Alles in allem ein ärgerlicher Film, der weitgehend vordem Schauspielern getragen wird… Mehr anzeigen
Die Filmkritik von Eduard Ulrich wird dem sehr berührenden Film in keiner Weise gerecht. Herr Ulrich scheint es an der nötigen Distanz zum Thema zu fehlen. Aus welchen Gründen auch immer... Er kommt anscheinend mit emotionalen, schwierigen und realen Lebensthemen nicht klar. Ausserdem würde ich ihn in eine Weiterbildung zum Thema "Schreiben lernen mit Stil" schicken.
Der Film von Caludia Lorenz ist ein feiner, bereichender Beitrag zum Thema der Liebe, welches seit Menschengedenken nie abgedeckt war und es auch nie sein wird.… Mehr anzeigen
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