Burg Schreckenstein Deutschland 2016 – 97min.
Filmkritik
Schröcklich schönes Schreckenstein
Die beliebte Kinderbuchreihe um Internatsschüler ist zwar in die Jahre gekommen, schaffte es jetzt aber, zeitgemäss aufgepäppelt, ins Kino: Burg Schreckenstein beschreibt den gefühlten und geführten Kleinkrieg zwischen Internatsschülern und -schülerinnen. Ein schröcklich schnurriger Schabernack mit Fight, Fun und Festen.
Ein altes, oft bewährtes Kino-Rezept: Man nehme eine erfolgreiche Buchreihe, peppe sie spektakulär auf und reichere sie an. «Harry Potter» hat's vorgemacht. Nur musste man da nicht zu modernen Hilfsmitteln und Ingredienzien greifen. Anders im Fall der Buchreihe «Burg Schreckenstein». Autor Oliver Hassencamp hatte zwischen 1959 und 1988 satte 27 Bücher um den Kleinkrieg der Internatsschüler verfasst. Bevor er das Finale zu Papier bringen konnte, verstarb der Autor (66) im Jahr 1988 infolge eines Unfalls.
Nun kungeln, tricksen und turteln sie auf der Leinwand, die Teenager in der idyllischen Provinz, ausgerüstet mit modernem Spielzeug wie Handys, Drohnen etc. Hauptschauplatz ist eine intakte Burg namens Schreckenstein. Das Internatsmekka Schloss Salem könnte als Vorbild gedient haben, wo der Autor selber schulische Erfahrungen gesammelt hatte. In Wahrheit hielten verschiedene Burgen in Südtirol als Schreckenstein-Internat her. Aber das tut filmisch nichts zur Sache. Aus verschiedenen Büchern hat Drehbuchautor Christian Limmer («Tatort», «Polizeiruf 110») eine Story destilliert. Den elfjährigen Stephan (Maurizio Magno) stecken die getrennten Eltern ins Internat. Der Jüngling muss sich erst verdient machen, um im erlauchten Rittergeheimbund der Mitschüler aufgenommen zu werden. Dazu gehören Mutproben, etwa ins benachbarte Mädcheninternat einzudringen und eine Hühnerplage zu inszenieren. Weder der eigene Schuldirektor Rex (Henning Baum, «Der letzte Bulle)» noch seine gestrenge Gegenspielerin, die Leiterin der Mädchenschule auf Schloss Rosenfels, Dr. Horn (Sophie Rois), sind von dieser nächtlichen Attacke erbaut. Die Akteure Stephan und seine Internatskumpanen Dampfwalze, Ottokar, Mücke und Strehlau, müssen sich als Täter outen. Nicht genug, die Mädchenclique unter Führung Beas (Nina Goceva) sinnt auf Rache.
Klar, die Jungs und Mädchen veralbern sich gegenseitig, streiten, attackieren, aber mögen sich. In den alten Gemäuern spukt es zwar nicht, aber alte Moralgrundsätze wie Fairness, Ehrlichkeit und Wahrheit gelten noch und werden gelebt. So mutet der Teenie-Schulschabernack etwas altmodisch und märchenhaft an, hat aber einen guten Zweck, nämlich alte Werte zu proklamieren. Der Familienfilm – ohne Technoaction, Gewaltkitzel und Popcorn-Krawall – tut gut angesichts der realen und fiktiven Gewaltwelt. Regisseur Ralf Huettner (Der Koch) lieferte eine amüsante, schröcklich schöne Habt-euch-lieb-Teenie-Komödie, bei der ein Ballon-Graf (Harald Schmidt, schleimig und verschmitzt wie eh und je) über allem steht oder fährt. Eine Fortsetzung ist in Arbeit.
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