Gut zu Vögeln Deutschland 2016 – 92min.

Filmkritik

Der Trostfick soll's richten

Peter Osteried
Filmkritik: Peter Osteried

Es soll eine antiromantische Komödie sein, die Debütantin Mira Thiel hier abgeliefert hat. Ob sie das so gesagt hat, sei dahingestellt, das Marketing zielt darauf ab, verschleiert damit aber nur, dass Gut zu Vögeln eben doch nur eine weitere romantische Komödie ist. Nichts Neues also am deutschen Film-Firmament. Aber zumindest strahlt dieser Stern mit angenehmem Licht.

Zwei Wochen vor der Hochzeit wird Merlin von ihrem Freund sitzen gelassen. Sie steht ohne Wohnung da, weswegen sie in der WG von Jacob einziehen muss. Der fand die Schwester seines Kumpels schon als Jugendlicher nervig. Es wird also nicht allzu angenehm, aber natürlich kommt es, wie es immer kommen muss: Aus einem Trostfick, durch den Merlin wieder zu sich finden soll, wird schnell mehr. Inklusive einem Trip zum Ballermann, türkischen Scheinehen, Problemen bei der Arbeit und den typischen Irrungen und Wirrungen, die mit der Liebe nun mal einhergehen.

Originell ist an Gut zu Vögeln praktisch nichts. Ein paar Einfälle wirken skurriler, als man das vielleicht gewöhnt ist (Stichwort: Sprühkondom), aber im Großen und Ganzen verläuft die autobiographisch angehauchte Geschichte nach üblichen Standards. Das könnte man nun natürlich runtermachen, aber im Rahmen dessen, was dieser Film sein will und sein kann, ist er durchaus in Ordnung. Er erlaubt sich keine größeren Aussetzer und lässt sogar einen leichten Anfall von Fäkalhumor unschuldig und amüsant erscheinen. Immerhin das ist eine Leistung, die gerade die deutsche Komödie nur selten zu leisten im Stande ist.

Im Grunde lebt Gut zu Vögeln aber vor allem vom guten Ensemble und hier vor allem von Anja Knauer und Max von Thun, die eine gute Chemie miteinander haben. Ihnen nimmt man es ab, dass sie sich erst spinnefeind sind, aber dann doch näherkommen. Max von Giermann hätte man noch ein paar Szenen mehr gewünscht. Er ist einfach immer komisch.

Etwas kurios muten die ganzen Cameos an, mit denen der Film wohl aufgepeppt werden sollte. Sie reißen leider immer wieder aus dem Erzählfluss heraus, ganz nach dem Motto "Oh, guck mal, wer da jetzt wieder zu sehen ist". Das ist mal peinlich, wie im Fall von Rolf Eden, steif, wie mit Oliver Kalkofe, oder sogar einigermaßen gelungen, wie Christian Tramitz oder Joyce Ilg.

Alles in allem erfindet Gut zu Vögeln, das Rad nicht neu, hält sich auf selbigem aber recht gut und tritt auch ordentlich in die Pedale. Kein Film, den man unbedingt gesehen haben muss, aber gutes Material für einen Date-Abend – vielleicht sogar mit jemandem, den man ansonsten nervig findet. Wer weiß, dieser jemand könnte am Ende sogar überraschen...

14.04.2024

3

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Kommentare

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seeyouto

vor 8 Jahren

Hat mich voll positiv überrascht! Man kann ja keine perfekte Komödie hinkriegen mit Humor für alle.......... aber die haut hin.....................!!!


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