Maudie Kanada, Irland 2016 – 115min.

Filmkritik

Gegen die Zwänge

Cornelis Hähnel
Filmkritik: Cornelis Hähnel

Kunst ist ein Lebensmittel. Für viele Künstler aber auch ein Überlebensmittel. Ob Leinwand, Papier, Holz oder Textilien – die meisten kreativen Köpfe haben ihr Material gefunden, um damit ihre Visionen, aber auch Zweifel und Ängste zu kanalisieren und produktiv zu nutzen. So auch die kanadische Malerin Maud Lewis, die mit ihren farbenfrohen naiven Bildern die Herzen der Menschen eroberte.

Maud leidet seit ihrer Kindheit an einer schweren Form der Arthritis, fast jede Bewegung ist schmerzhaft für sie. Und trotzdem bewirbt sie sich auf die Anzeige des Fischers Everett, der eine Haushaltshilfe sucht. Everett lebt abgeschieden von der Gesellschaft in einer kleinen Hütte an der Küste. Maud zieht bei ihm ein und macht den Haushalt. Und sie beginnt zu malen. Je länger die beiden unter einem Dach leben, desto näher kommen sie sich und schließlich beschließen sie, zu heiraten. Immer öfter greift Maud zu Pinsel und Farbe, mit ihren Postkarten und kleinformatigen Bildern wird sie bald zur lokalen Berühmtheit und sogar in Washington interessiert man sich für ihre Bilder. Doch trotz allem Medienrummel lebte sie bis zu ihrem Tod 1970 weiterhin gemeinsam mit Everett in ihrem bunten Zwei-Zimmer-Haus.

Die Künstlerbiografie Maudie von Regisseurin Aisling Walsh gleicht der Kunst von Maud Lewis: Sie ist simpel gestrickt, etwas naiv, aber trotzdem anrührend. Es ist die klassische Geschichte von zwei Außenseitern, die aus ihrer Einsamkeit heraus zusammenfinden. Eine Liebe, die das Paar sich über Jahre erarbeiten muss. Aber gerade diese mühsame Annäherung, zu sehen, mit welcher Güte und Offenheit Maud Everetts Launen erträgt, aber auch wie Everett immer mehr Bereitschaft zeigt, seine Gefühle zuzulassen und letztlich stolz auf den Erfolg seiner Frau ist, ist romantischer als die meisten RomComs über die große Liebe auf den ersten Blick.

Dass man diese aus Pragmatismus aufkeimende Liebe überhaupt glauben kann, liegt vor allem an den beiden großartigen Hauptdarstellern: Ethan Hawke überzeugt hier als eigenbrötlerischer Fischer mit einem zurückgenommenen Spiel, aber es ist vor allem Sally Hawkins, die den Film fast allein trägt. Sie verkörpert Maude als starke Frau, die gegen alle Zwänge – vor allem die des eigenen Körpers – ihren Traum verfolgt. Und so ist Maudie eine unaufgeregte Biografie über eine bescheidene Künstlerin, die ohne angesagte Galerien und aufgesetzter Selbstdarstellung ihren Weg gegangen ist und in der Malerei ihre Erlösung gefunden hat.

10.04.2024

4

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Kommentare

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asgoodasitgets

vor 7 Jahren

Wunderschöne, berührende Story mit sensationellen Schauspielern! Einfach nur toll.


gimir

vor 7 Jahren

Sally Hawkins in Ihrer bisher besten Rolle!


nick74

vor 7 Jahren

Sehr gut, sehr berührend, wunderschön


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