Skizzen von Lou Schweiz 2016 – 82min.
Filmkritik
Generation der Unentschlossenen
Das ausdrucksstarke Liebes-Drama Skizzen von Lou handelt von der getriebenen Lou, die ihre Freiheit liebt. Bis sie auf Aro trifft und von der Liebe überrascht wird. Lisa Blatters Erstlingswerk ist behutsam inszeniert und nimmt sich Zeit, das Seelenleben der Protagonisten – auch akustisch – zu durchleuchten. Leider ist das Verhalten der Figuren nicht immer glaubhaft.
Lou (Liliane Amuat) ist 29 und stets auf Reisen. Wie so viele andere junge Leute ihrer Generation liebt sie es, ungebunden und frei zu sein. Als sie eines Sommers in Zürich Aro (Dashmir Ristemi) trifft, lernt sie erstmals Gefühle wie Liebe und Eifersucht kennen. Denn Aro will irgendwann mehr als nur eine Affäre und auch sie empfindet viel für ihn. Lou kann sich zwischen Beziehung und Unabhängigkeit aber nicht entscheiden und tut das, sie sie in solchen Momente immer macht: Sie flieht. Doch Aro reist ihr hinterher.
Skizzen von Lou ist das Langfilmdebüt von Lisa Blatter, die in der deutschen Stadt Heide geboren wurde. Aufgewachsen ist sie in Zürich, in jener Stadt also, in der auch die Handlung des Films spielt. Blatter studierte an der Zürcher Hochschule der Künste und besitzt beide Staatsbürgerschaften. Sie skizziert hier eine Generation von rastlosen jungen Menschen, deren größtes Ziel es ist, sich selbst zu verwirklichen.
Regisseurin Blatter rückt eine Figur in den Mittelpunkt, die als Paradebeispiel eines getriebenen, jungen Menschen auf Sinnsuche, gelten kann. Das Wichtigste für die "moderne Nomadin" Lou: ultimative Freiheit und Ungebundenheit. Dieser Ruhelosigkeit ihrer Hauptfigur, stellt Blatter melancholische, poetische Aufnahmen und ruhige Bilder entgegen, die einen interessanten Kontrast zu Lous Innenleben darstellen. Besonders betörend gestalten sich die intimen Momente zwischen Lou (authentisch und vielschichtig: Liliane Amuat) und Aro, die Blatter zumeist in sinnlichen Nahaufnahmen einfängt.
Auch nutzt sie die behutsam eingesetzte musikalische Untermalung des Films, um das differierende Seelenleben der Liebenden, akustisch nach außen zu kehren. Denn die Erwartungen von Lou und Aro könnten unterschiedlicher nicht sein. Und so schlägt das "Beziehungs"-Pendel der Zwei mal mehr in Richtung unverbindlicher Affäre (Lou), mal mehr in Richtung großer Liebe (Aro) aus. Das Problem ist, dass sich die Stimmung zwischen den Beiden allzu oft und zu unvermittelt ändert. Kleben ihre Lippen nach einem Zwist irgendwann wieder leidenschaftlich aneinander, folgt oft kurz darauf erneut ein Streit oder eine der vielen Grundsatzdiskussionen. Das ist auf Dauer nicht immer glaubhaft und teils ermüdend.
Auch ist die Frage, ob es die Nebenhandlung um das tragische Familienschicksal Lous und die daraus resultierende Vater-Tochter-Problematik, wirklich gebraucht hätte. Als befriedigende Erklärung für ihre Flucht-Tendenzen, dient diese nur zum Teil.
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