Trolls USA 2016 – 93min.
Filmkritik
Sing und schwing das Bein
Spätestens seit Angry Birds weiß man, dass praktisch alles in einen Animationsfilm verwandelt werden kann, selbst ein Spiel, das kaum mehr bietet als zornige Vögel, die ein paar grüne Schweine erledigen müssen. Insofern überrascht es nicht, dass die süßen Spielzeugfiguren mit den langen, bunten Haaren auch ausreichen Potenzial besitzen, um einen abendfüllenden Film zu gestalten.
Vor 20 Jahren sind die Trolls gerade so den Klauen der Bergen entkommen, die solch elendige Lebewesen sind, dass sie nur dann Glückseligkeit empfinden, wenn sie einen Troll fressen. Seitdem die Trolls ihnen entkommen sind, herrscht im Dorf der Wesen mit den unterschiedlichen Haarfarben eigentlich nur noch das gute Leben. Es wird gesungen und getanzt und ein Feuerwerk abgefackelt. Dass man damit auch Bergen anlocken kann, will niemand glauben, auch nicht dem umsichtigen Branch, der schließlich zur Rettung schreiten muss, als doch einige Trolls entführt und im Dorf der Bergen zu Futter verarbeitet werden sollen.
Bei Hauptfiguren wie den Trolls, die nichts lieber tun als tanzen, singen und sich gegenseitig umarmen, ist es nicht verwunderlich, dass der Film unglaublich süß geraten ist. Zuckersüß. So sehr, dass sich alles zusammenzieht, wenn die geballte Ladung an Sacharin auf den Zuschauer abgeschossen wird. Ein Lichtblick ist da nur der im Original von Justin Timberlake gesprochene Branch, der über mehr emotionale Bandbreite als grenzenlose Glückseligkeit verfügt. In Interaktion mit Poppy, die wiederum keine Gelegenheit auslässt, zu singen – und zwar auch in den unpassendsten Momenten – funktioniert er besonders gut. Und wer hätte das gedacht? Timberlake ist auch besser als Anna Kendrick, die zwar hübsch singen kann, aber Poppy viel zu kitschig anlegt.
Besonders die erste Hälfte von Trolls leidet an der zuckersüßen Präsentation, mit dem Wechsel der Geschichte ins Dorf der Bergen zieht aber wenigstens ein klein wenig Düsternis ein, die dem Film guttut – auch wenn das ein eklatanter Fall von "zu wenig, zu spät" ist. Aber letzten Endes nimmt man, was man kriegen kann. Denn zu oft stellt sich das Gefühl ein, dass der Film eigentlich nur existiert, um noch mehr Figuren mit bunten Haaren verkaufen zu können.
Eingebettet ist das alles in eine Positivität, die fast schon angsterregend ist. Weil sie so total und durchdringend ist, dass man fast schon davon abgestoßen ist. Den Machern fehlte das rechte Ziel und Maß, stattdessen gibt es Songs am laufenden Band. Wer das mag, der ist hier richtig, alle anderen sollten sich sehr genau darüber Gedanken machen, ob Trolls der richtige Animationsfilm für sie ist.
Dein Film-Rating
Kommentare
Der Film hat uns (meine 10-jährige Tochter und mich) nicht so umgehauen. Die Vorfreude war leider viel grösser als die Nachfreude...
Die Geschichte an sich war einfach nur süss. Und wie die alle getanzt und gesungen haben, einfach genial. Andererseits war der Film auch recht nervös. Singen/Tanzen dann wieder Ruhe und plötzlich wieder volle Party... Die Songs von Justin & Co. sind einfach nur cool, habe die ganze Zeit mitgesummt und -getanzt ;-)… Mehr anzeigen
Sie müssen sich zuerst einloggen um Kommentare zu verfassen.
Login & Registrierung