7 jours pas plus Belgien, Frankreich 2016 – 91min.
Filmkritik
Zufallsbekanntschaft mit Folgen
Ein schroffer französischer Ladenbesitzer nimmt einen gestrandeten Inder bei sich auf und hilft ihm, seinen Onkel zu suchen. 7 jours pas plus geht in Sachen Dramaturgie und Handlungsverlauf auf Nummer sicher. Demgegenüber stehen eine liebenswert-schrullige Hauptfigur und tolle Darsteller.
Der neurotische Pierre (Benoît Poelvoorde) trifft zufällig auf den indischen Arbeiter Ajit (Pitobash Tripathy). Trotz der Verständigungsprobleme wird Pierre schnell klar: Seine Zufallsbekanntschaft braucht Hilfe. Und da er im Herzen ein guter Kerl ist, nimmt er Ajit für eine Woche bei sich auf. Auch Jeanne (Alexandra Lamy) erkennt in Pierre einen gutmütigen Kern und versucht, ihm näher zu kommen. Doch Pierre hat im Moment andere Sorgen. Schließlich nehmen die Versuche, Ajit zu seinem Onkel zu bringen, seine ganze Energie und Zeit in Anspruch.
Mit 7 jours pas plus legt der chilenische Schauspieler Héctor Cabello Reyes sein Regie-Erstling vor. Er verfasste auch das Drehbuch zu dem in Paris gedrehten Film. Weitere Drehorte waren die belgischen Städte Antwerpen und Brüssel. Der belgische Hauptdarsteller Benoît Poelvoorde feierte mit der Komödie Nichts zu verzollen seinen größten Publikumserfolg.
Die meisten Culture-Clash-Komödien thematisieren auf augenzwinkernde Weise die Unterschiede zwischen Einheimischen und Migranten. Das bietet immer wieder viel Raum, um festgefahrene Meinungen und Vorurteile mit komödiantischen Mitteln offenzulegen. So verfährt auch 7 jours pas plus, dessen Humor zwar nicht immer zündet, aber einige heitere Momente gewährt.
Allerdings sorgt Regisseur Reyes mit dieser Herangehensweise dafür, dass der Film inhaltlich und dramaturgisch weitestgehend überraschungsarm verläuft. Da sind die altbekannten Verständigungsprobleme zwischen dem Neuankömmling und seiner Umwelt. Es gibt das obligatorische, persönliche Trauma. Und schließlich die Versäumnisse der verantwortlichen Behörden, die der Film thematisiert. Was 7 jours pas plus letztlich aber doch sehenswert macht, sind unter anderem die verschrobenen Figuren sowie einige charmante Einfälle der Macher. Einer der gelungensten: Absurde Ereignisse und tödliche Unfälle, von denen Pierre in der Zeitung liest, mit Hilfe von Zeichentrickbildern zu visualisieren.
Schauspielerisch überzeugt der Film durchweg. Alexandra Lamy hat als sympathische, selbstbewusste Jeanne, die beharrlich um Pierre kämpft, einige starke Leinwand-Minuten. Herausragend ist Benoît Poelvoorde als bornierter, kauziger Pierre. Er rastet schnell aus (was unter anderem ein Stammkunde zu spüren bekommt), ist ungeduldig und cholerisch. Insgeheim aber ist er ein liebenswürdiger Zeitgenosse, den Poelvoorde mit viel Spielfreude und Enthusiasmus verkörpert.
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