Welcome to Norway Norwegen 2016 – 90min.

Filmkritik

Flüchtlingskrise auf Norwegisch

Zurich Film Festival
Filmkritik: Zurich Film Festival

Im neusten Streifen aus der Skanidnavischen Filmwelt nimmt sich der norwegische Regisseur Rune Denstad Langlo der aktuellen politischen Situation in Europa an: Mit viel Humor und - typisch skandinavisch - sich selber nicht immer ganz ernst nehmend thematisiert Welcome to Norway die für Europa brandaktuellen Themen Xenophobie und Rassismus.

Ob Hotel oder Schneescooter-Verleih: Petter Primus (Anders Baasmo Christiansen) hat immer wieder erfolglos versucht, seine Geschäftsideen gewinnbringend zu verwirklichen. Ihm kommt die Flüchtlingskrise also gerade recht, denn er entscheidet sich dazu, sein gescheitertes Hotel in ein Flüchtlingslager umzubauen. Dies um von den hohen Geldsummen profitieren zu können, die der Norwegische Staat jährlich pro untergebrachten Kopf bezahlt. Kaum sind die Flüchtlinge da, steuert ihn seine pragmatische und etwas rassistische Art von einem Fettnäpfchen ins andere, während er verzweifelt versucht, das abgewrackte Hotel für die Inspektion der Flüchtlingsbehörden in Schuss zu kriegen.

Während die Hauptgeschichte des Films schnell einmal voraussehbar wird, lockern die vielen kleinen, nebenher erzählten Geschichten das Ganze etwas auf. So reitet Denstad Langlo nicht nur auf der oberflächlichen und teils ad absurdum geführten Xenophobie des Hauptprotagonisten herum, sondern portraitiert geschickt auch andere Personen, die unsere westliche, erste Welt prägen. So zum Beispiel Hanni, Primus' Frau, welche nichts als Kritik für das Vorhaben ihres Mannes übrig hat, während sie selbst keinen Fuss vor die Tür setzt und glaubt, mit ihrer monatlichen Kinderpatenschaft bereits genug für das Wohl der Welt getan zu haben.

Der Film lebt von guten Dialogen, welche zum Lachen sowie zum Nachdenken gleichermassen anregen. Auch die Charaktere sind gut besetzt: Besonders überzeugt Olivier Mukuta mit seinem Debut auf der Leinwand in der Rolle des wortgewandten Flüchtlings Abedi, welcher es schlussendlich schafft, zu Primus durchzudringen und ihn zum Umdenken zu bewegen.

Welcome to Norway. Ein Film, der es schafft, sich der mittlerweile omnipräsenten und durchdiskutierten Flüchtlingsthematik auf eine direkte, humorvolle Art anzunähern ohne sich dabei allzu flachen Klischees zu bedienen oder den Respekt vor der Sache zu verlieren. Eine kurzweilige Komödie mit dramatischen Einschlägen und einer gehörigen Prise schwarzen Humors.

Fiona Laura Stifter

14.04.2024

4

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Kommentare

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Deg89

vor 7 Jahren

Ein Immigartionsfilm der viele unterschiedliche Sichtweisen zeigt und diese mit sensiblen Humor kombiniert. Leider geht die Übersicht der Figuren verloren und ihre Probleme werden nur oberflächlich angekratzt. Dadurch entstehen dramaturgische Schwächen und auch das Ende wirkt nur halb entwickelt.Mehr anzeigen

Zuletzt geändert vor 7 Jahren


eli_107

vor 7 Jahren

Ein sehr schöner Film!


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