Abracadabra Belgien, Frankreich, Spanien 2017 – 96min.

Filmkritik

Kotzbrocken wird zum Charmebolzen

Rolf Breiner
Filmkritik: Rolf Breiner

Wenn ein Macho zum Göttergatten wird, kann doch nur Zauberei im Spiel sein – oder eben Hypnose. Der Baske Pablo Berger wartet mit einer absurden, spitzbübischen Beziehungsfarce auf, bei der auch Frauen auf ihre Rechnung kommen – flockig, flapsig, fabulös.

Eigentlich interessieren ihn nur die weissen Fussballgötter auf dem Rasen, die Kicker von Real Madrid. Kranführer Carlos (Antonio De La Torre) ist ein Macho, den das Leben um ihn herum – also seine Frau Carmen sowie die pubertierende Tochter Toñi (Priscilla Delgado) – wenig bis gar nicht interessiert. Carmen (exzellent: Maribel Verdú) ist an Haus und Herd gefesselt, ignoriert vom Ehemann, nur beiläufig beachtet von ihrer Tochter. Depressionen nahe, ist ihr einziger Lichtblick Cousin Pepe (José Mota), auf den der Langweiler Carlos natürlich eifersüchtig ist.

Leben in das triste Leben von Carmen und Carlos bringt ein Intermezzo an einer Hochzeit. Carlos lässt sich auf eine Hypnose ein, die ausgerechnet «Nebenbuhler» Pepe animiert. Carlos kippt weg ins Reich der Illusionen und Manipulationen. Die Folge: Der Macho wird zum Softie – nicht nur daheim bei seiner Frau, die nicht mehr weiss, was mit dem «Kotzbrocken» passiert ist. Carlos benimmt sich nun sanft, verständig und liebevoll, aber nicht für immer… Pepe ist dabei ebenso gefordert wie Carmen, die aufblüht. Alles nur Hokuspokus und ein Intermezzo?

Regisseur und Autor Pablo Berger, in Bilbao geboren, inszeniert mit leichter Hand eine augenzwinkernde Farce oder Fabel, die sich daran ergötzt, dass ein kleiner «Trick» (hier: die Hypnose) vieles bewirken kann. Ein bisschen Verrücktheit, auch im Sinne von Verrücken, gehört dazu – wie die umwerfende Maribel Verdú, die locker zwischen Tragödie und Komödie jongliert. Eine alte Komplizin des Regisseurs. Ein Vorort Madrids bietet die Kulisse, wenn auch nicht aufdringlich. «Ich liebe diese Stadt», meint der Baske Berger, «und ich hasse sie. Aus all dem ist Madrid in meinem Film entstanden.» Wie gesagt, die Stadt bleibt eine sympathische Randerscheinung für Gefühlswallungen und -veränderungen. Ein bisschen Pedro Almodóvar, ein bisschen Woody Allen.

03.04.2024

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