Félicité Belgien, Frankreich, Deutschland, Libanon, Senegal 2017 – 123min.

Filmkritik

Realistischer Optimismus

Théo Metais
Filmkritik: Théo Metais

Alain Gomis entführt uns auf eine Reise in den Kongo zur erhabenen Félicité: Für seinen neuen Spielfilm hat der französisch-senegalesische Regisseur an der Berlinale dieses Jahres den Grossen Preis der Jury gewonnen.

Mit ihrer bluesigen und rauen Stimme überstrahlt Félicité (Véro Tshanda Beya) die Nacht: Sie ist Sängerin in einer Bar, wo sich unter dem Mond von Kinshasa der Geruch von Alkohol mit dem des Schweisses der Stadt vermischt. Als Félicités Sohn nach einem schweren Unfall im Krankenhaus liegt, versucht sie verzweifelt, das Geld für eine Operation aufzutreiben. Ein atemloser Streifzug durch ärmliche Straßen und durch wohlhabendere Bezirke der kongolesischen Hauptstadt beginnt. Unterstützt von Tabu (Papi Mpaka), einem Stammgast der Bar, erträgt Félicité die Situation zunächst mit Humor, dann mit Liebe, eingelullt von den Gitarrenklängen der Gruppe Kasaï Allstars.

Aus Félicité geht ein Optimismus hervor, der sich den Realitäten des Kongos, seiner Gewalt, seiner Geschichte und seiner Aktualität bewusst ist. Ohne je weinerlich zu wirken wirft der Film das Licht auf die Emanzipation, den Kampf aber auch den Stolz des afrikanischen Volkes. Der Film wickelt langsam und atemberaubend das Bild des Kampfes von Félicité ab. Eine Sache, die vielleicht zunächst überraschen mag, ist das traumhafte Wunder, dass der Film erschafft, weil das Symphonieorchester von Kishasa und die Musik von Arvo Pärt die Geschichte wunderschön umranden.

Félicité ist eine dieser Frauen vom Äquator: Sie hat diesen dunklen, durchdringenden Blick, aber das Herz am richtigen Fleck, ähnlich wie eine Césaria Evora, die die Grösse einer Galionsfigur besitzt, die dem Meer ganz leise und unerschrocken trotzt. Félicité ist damit eine lange Reise, bei der man aber die Lichter Afrikas und die Schönheit einer eigenständigen Frau vermittelt bekommt, die sich mit Würde gegen das Bild eines ganzen Volkes auflehnt.

03.04.2024

4

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Kommentare

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gimir

vor 7 Jahren

Eindrücklicher Einblick in eine pulsierende Welt der Stadt Kinshasa; kein Wunder hat der Film in Berlin den Jury-Preis erhalten. Die Hauptdarstellerin versteht es, die Zuschauer in den Bann zu ziehen


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