Le Fidèle Belgien, Frankreich, Niederlande 2017 – 130min.

Filmkritik

Eine leidenschaftliche Liebe

Björn Schneider
Filmkritik: Björn Schneider

Es knistert auf der Leinwand: Der rasant inszenierte Genre-Mix Le Fidèle lebt von seinen charismatischen, leidenschaftlich agierenden Hauptdarstellern. So überzeugend sie spielen, so wenig glaubhaft erscheint jedoch der Plot. Gerade gegen Ende, wenn es zu einem Übermaß an gewollter Dramatik kommt.

Für Gangster Gigi (Matthias Schoenaerts) und die Rennfahrerin Bénédicte (Adèle Exarchopoulos) ist es Liebe auf den ersten Blick, als sie sich erstmals begegnen. Bénédicte arbeitet nebenbei noch im Familienunternehmen, während Gigi stets betont, Unternehmer in der Autoindustrie zu sein. Das ändert sich auch nach Monaten nicht, während die junge Frau immer misstrauischer wird, was Gigis Beruf betrifft. Und tatsächlich: Gigi „verdient“ sein Geld als professioneller Bankräuber. Nach einem letzten Coup will er aus dem Geschäft aussteigen. Doch der Überfall geht schief.

Le Fidèle ist der dritte Spielfilm des belgischen Regisseurs Michaël R. Roskam. Er arbeitete bereits häufiger mit Matthias Schoenaerts zusammen, etwa beim Krimi-Drama The Drop (2014). Schoenaerts zählt zu den bekanntesten belgischen Darstellern überhaupt. Seinen Durchbruch feierte er 2013 mit dem Drama De rouille et d’os. Adèle Exarchopoulos sorgte im selben Jahr durch ihre Rolle in Blue is the Warmest Color für Furore.

Roskam hätte für sein neuestes Werk keine besseren Hauptdarsteller finden können. Zwischen Schoenaerts und Exarchopoulos sprühen die Funken. Nicht nur bei der ersten Begegnung ihrer beiden Filmfiguren sowie in den sinnlichen, teils sehr freizügigen Liebesszenen. Von der ersten bis zur letzten Minute lässt Le Fidèle keinen Zweifel daran, wie sehr der smarte Gangster und die charismatische, selbstbewusste Powerfrau einander begehren. Und dass es sich bei ihnen um die große, wahre Liebe handelt. Schoenaerts und Exarchopoulos geben das feurige Liebespaar somit jederzeit authentisch und realistisch. Ein großer Gewinn für den Film und verantwortlich dafür, dass Le Fidèle in erster Linie eine Romanze ist, die von einer intensiven Liebesbeziehung handelt. Und das, obwohl Roskam Versatzstücke unterschiedlicher Genres vereint: Action (die Überfälle sind rasant und spannend inszeniert), Gangster-Thriller, Film-Noir. Vor allem gegen Ende stimmt der Film zudem noch dramatische Töne an.

Dieser Umstand wird für Le Fidèle dann leider zum größten Problem: Schon zuvor fällt es nicht immer leicht, alle Aspekte der ohnehin fadenscheinigen Story zu glauben. Auch wenn es den hübschen Gangster, der alle Frauenherzen höher schlagen ließ, angeblich wirklich gegeben haben soll. Doch dass Gigi und Bénédicte in den letzten 20 Minuten ein schwerer Schicksalsschlag nach dem nächsten ereilt, erscheint dann doch arg unglaubwürdig und gewollt.

03.04.2024

3

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Kommentare

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monsdelion

vor 3 Jahren

Hammer Film. Die Cineman-Kritik wird diesem Meisterwerk absolut nicht gerecht. Es ist keine ‚fadenscheinige‘ Story. Es geht um die grossen Momente, schauspierisch auf höchstem Niveau. Ein Film, der sich Gangsterfilm-Konventionen entzieht. Eher ‚Heat‘, ohne langwierige Shootouts, eher ‚Amour‘. Für mich einer der besten Filme, die ich über die unbedingte Liebe gesehen habe, ein Film, der sich in deine Eingeweide bohrt.Mehr anzeigen


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