Mario Schweiz 2018 – 119min.
Filmkritik
Versteckspiel für die Karriere
Ein junger Fußballer muss sich zwischen der großen Liebe und der Karriere entscheiden. Das aufwühlende, nachdenklich stimmende Sport-Drama Mario zeigt die Lebensrealität homosexueller Männer im Fußball.
Mario (Max Hubacher) hat gute Chancen, Profi-Fußballer zu werden. Unerwartete Konkurrenz bekommt er von Neuzugang Leon (Aaron Altaras), der auch im Sturm spielt. Schnell ist der Trainer aber von ihrem Zusammenspiel begeistert, weshalb sie in einer Spieler-WG untergebracht werden. Es dauert nicht lange, bis sich die beiden ineinander verlieben. Während Leon seine Gefühle gut mit seinen Ambitionen vereinbaren kann, sieht Mario seine Karriere ernsthaft gefährdet. Spätestens als klar wird, dass die anderen Spieler von der Liebesbeziehung wissen.
Mario ist für Regisseur Marcel Gisler der erste Film seit der Doku Electroboy (2014), für die er den Schweizer Filmpreis erhielt. Gisler und sein Team drehten Mario an Originalschauplätzen, unter anderem im Fußballstadion der Young Boys Bern. Hauptdarsteller Max Hubacher ist bereits ein bekanntes Gesicht in Kino und TV, Aaron Altaras war bisher vor allem in deutschen TV-Krimis zu sehen (zum Beispiel im „Tatort“).
Mario ist ein nachdrückliches Sport-Drama und ein mutiges Plädoyer für mehr Offenheit und Toleranz im Profi-Fußball. Und ein Film, der ganz von seinen beiden überzeugenden Hauptdarstellern lebt. Sowohl Hubacher als auch Altaras sind in der Lage, ihre vielschichtigen Emotionen glaubwürdig darzustellen. Dabei sind es gerade die kleinen Gesten, schüchternen Blicke und anfänglichen Unsicherheiten der beiden, die berühren. Und die von der Kamera stets sorgsam eingefangen werden.
Schon als Leon zum ersten Mal die Kabine betritt, fängt die Kamera Marios verstohlenen Blick auf den Neuzugang ein. Noch am selben Abend recherchiert Mario online über Leons bisherigen Werdegang. Es sind stets nur wenige Sekunden auf der Leinwand, diese aber machen die konfuse Gefühlswelt Marios offensichtlich.
Leon ist im Gegensatz zu Mario emotional gefestigter und schnell bereit, die Karriere zu opfern. Anders Mario, der an mehreren Fronten kämpfen muss. Er ist der Talentiertere der beiden, für ihn steht mehr auf dem Spiel. Hinzu kommen sein strenger Vater sowie ein Berater, der ihm nahe legt, sich eine Schein-Freundin zuzulegen. Schließlich gebe es dafür eigene Agenturen, wie er sagt. Und dann sind da die Mannschaftskollegen, die ihn diffamieren.
Mit alledem legt Regisseur Gisler schonungslos und ungeschönt das homophobe Umfeld von Mario und Leon offen. Am Ende bleibt für einen ausschließlich das private, für den anderen ausschließlich das sportliche Glück. Beides ist für einen schwulen Profi-Fußballer heute noch immer unmöglich. Die bittere, aber wahre und ehrliche Erkenntnis des Films.
Dein Film-Rating
Kommentare
Ein sehr spezieller Film. Auch ein wenig traurig. Aber auf jeden Fall sehenswert. Man muss das Geschehen auf sich einwirken lassen.
Super Film, super Thema und super gemacht! Dieser Film zeigt die unverständliche Realität!
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