Mother! USA 2017 – 121min.

Filmkritik

Ein bildgewaltiger Trip in die Hölle

Irina Blum
Filmkritik: Irina Blum

Darren Aranofsky (Requiem of a Dream, Black Swan, Noah) ist bekannt für seine ausdrucksstarke Bildsprache, psychisch angeschlagenen Charaktere und metaphorischen Andeutungen. Was in Black Swan durchaus funktioniert hat, will bei Mother irgendwie nicht ganz klappen: Das Gemisch aus Mystery-Thriller und Horrorstreifen kann einen trotz einem fulminantem und bildgewaltigen Finale überraschend kalt lassen.

Ein Paar mit deutlichem Altersunterschied nistet sich in einer abgelegenen, viktorianischen Villa ein – das Gebäude hat keinen direkten Zugang zur Aussenwelt, wirkt mystisch und baufällig. Sie (Jennifer Lawrence; keine der Figuren hat einen Namen) bemüht sich darum, dem Haus mittels eigenhändigen Renovationen neues Leben einzuhauchen – er, ein gefeierter Künstler (Javier Bardem) ist hingegen damit beschäftigt, seine Schreibblockade loszuwerden. Als eines Abends ein älterer Herr (Ed Harris) auf der Türschwelle steht, der sich später als totkranker Fan herausstellt, fühlt er sich geschmeichelt – und den ungebetenen Gast nimmt er als willkommene Abwechslung noch so gerne bei sich auf. Als plötzlich auch noch die Frau (Michelle Pfeiffer) sowie die zwei Söhne des Mannes (Domnhall und Brian Gleeson) im Wohnzimmer stehen und die Situation eskaliert, fühlt sich seine Ehefrau zunehmend in ihrer Privatsphäre gestört und im eigenen Hause fremd.

Nicht nur die Muse des Künstlers fühlt sich seltsam: Auch die Beziehung zwischen ihr und dem deutlich älteren Künstler wirkt sonderbar unterkühlt – dient aber letztlich wohl dem grösseren Ganzen, das Aranofski mit Mother! auf die Leinwand bringen wollte. Was nämlich als Mystery-Thriller beginnt, entwickelt sich nach und nach zu einem Horror-Psycho-Trip, den er mit ausdrucksstarken Bildern, schockierenden Wendungen und einer realistischen Kameraführung untermauert: Der Zuschauer schaut meist Jennifer Lawrence per Handkamera über die Schulter, wie sie verstört durchs viktorianische Haus läuft – von der grusligen Wäscheküche im Keller in die cleane Küche und wieder zurück in den oberen Stock, wo sich das mysteriöse Arbeitszimmer des Künstlers befindet.

Spätestens im letzten Drittel, als Jennifer Lawrence auf einen verstörenden Horrortrip in ihrem eigenen Haus geschickt wird, sollte einem möglicherweise klarwerden: Eine Auflösung wie bei einem klassischen Thriller ist hier nicht zur erwarten. Vielmehr wollte Aranofsky mit Mother! wohl ganz viele Aha!-Effekte provozieren – zum Beispiel, dass das Private nie so weit geschützt werden kann, dass man die Augen vor dem Weltgeschehen verschliessen kann. Das entsetzende Szenario kommt zwar mit einer visuell beeindruckenden Bilderflut daher und fasziniert damit durchaus, ist jedoch so bedeutungsschwanger, dass man die Botschaften nicht wirklich entziffern kann – und einem das Geschehen deshalb auch überraschend kalt lassen kann.

15.09.2017

3

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Kommentare

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Patrick

vor 4 Jahren

Mother Punktet durch Grandioser Darsteller Leistung und Kunstvoller Filmarbeit.Die Story wird sehr gemächlich erzählt die sich langsam zu einem unerwarteten Ende mausert.Fazit:Mother ist ein Experiment Movie das man sich gerne ansieht aber nicht mehrmals ansehen kan,auch wen das Ende in die Filmgeschichte eingeht.Dafür gibts von Mir 3.1/2 Sterne von 5.Mehr anzeigen


Movie_Maniac

vor 6 Jahren

Dieser Film ist definitiv keine leichte Kost und somit auch nichts für Jedermann. Bei "Mother!" kommt es zu einer zunächst harmlosen Situation, die sicher dann immer weiter zuspitz und immer wie brenzliger wird. Man kann gut mit der Hauptfigur, hervorragend gespielt von Jennifer Lawrence mitfiebern. Je länger dieser aussergewöhnliche Trip dauert, desto verzweifelter versucht man eine Erklärung für die Geschehnisse zu finden und dies ist hier nicht ganz einfach, da Regisseur Darren Aronofsky sehr viel Interpretationsspielraum lässt. Es empfiehlt sich bei diesem Thriller sehr, sich nach dem Schauen über den Sinn der Handlung im Internet schlau zu machen, denn darauf kommen wohl die Wenigsten. Wenn man dann die Botschaft dahinter versteht, erscheint der Film nämlich plötzlich in einem völlig anderen Licht und gibt somit auch Grund, so manches menschliches Verhalten kritisch zu hinterfragen. Hier hat man so einiges genau auf den Punkt gebracht.
9/10Mehr anzeigen


masteruri

vor 6 Jahren

Der Film ist nicht Mal Wert ein Kommentar zu schreiben. Vergeudete Zeit, sonst nichts..


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