Shadow Thieves Schweiz 2017 – 81min.
Filmkritik
Das Ende der analogen Ära
2001 wird der Zürcher Felix von Muralt stolzer Besitzer einer Mini DV Kamera und nimmt seitdem fünf seiner Fotografenfreunde auf, um deren Alltag, Erfolge und Misserfolge auf Film bannen zu können.
Was zunächst als Dokumentation über den Alltag von fünf Fotografen angelegt war, sollte Regisseur Felix von Muralt zum Zeugen eines Umbruchs werden lassen, der das Leben seiner Freunde auf den Kopf stellte und sie neue Wege für den Erhalt ihrer grössten Leidenschaft suchen liess. Während der heutige Bildermarkt von einer Übersättigung geprägt ist und die Menge an Fotos spätestens nach dem Aufkommen von Smartphones ins Uferlose getrieben wurde, liegt es an den professionellen Fotografen Luca Zanetti, Thomas Kern, Tomo Muscionico, Jean François Joly und Maurice Weiss, mit dieser neuen Situation umzugehen und entsprechend auf die digitale Revolution zu reagieren.
Zwischen 2001 und 2010 vollzog sich der grosse Umburch: Ein Grossteil aller namhaften Fotoagenturen schloss seine Tore und für viele Fotografen stellte sich die omnipräsente Frage, wie sich das Geschäft mit den Bildern entwickeln und wie die eigene Arbeit weitergeführt werden sollte. Auch die fünf Protagonisten von Shadow Thieves standen vor einer neuen Herausforderung. Ob Roma, extravagante Showgirls oder Politiker – diese fünf Künstler sind in ihrer Haltung gegenüber der digitalen Fotografie, ihrer Herangehensweise an den eigenen Beruf und den Reaktionen auf die Entwicklung von der analogen zur nun prädominierenden digitalen Fotografie so unterschiedlich wie ihre Sujets. Doch das Herzblut, mit dem sie ihre Passion vorantreiben, bleibt ihnen als gemeinsamer Nenner erhalten.
2 Millionen Fotos werden unterdessen täglich online gestellt. So viel wie nie zuvor. In einer Zeit, in der Bilder als mächtige Kommunikationsmittel mehr zu sagen haben als je zuvor, drohen sie in der schieren Flut der alltäglichen visuellen Reizen im Netz unterzugehen. Auf der anderen Seite bietet die digitale Revolution nicht nur Nach- sondern auch zahlreiche Vorteile. Felix von Muralt bezieht in dieser Angelegenheit keine Stellung und begeistert gerade dadurch, dass er in seiner Dokumentation eindrücklich darlegt, wie abwechslungsreich Fotografie, wie verschieden Künstler, wie unterschiedlich ihre Herangehensweisen, ihr Oevre und ihre Standpunkte bezüglich der digitalen Revolution sein können.
Shadow Thieves erlaubt einem nicht nur einen Blick in die Welt des Fotografenberufs zu werfen, sondern führt einem ausserdem auf eine aussergewöhnliche Art vor Augen, wie unterschiedlich Menschen auf Umbrüche reagieren, wie die weltweite Vernetzung und Digitalisierung den Beruf verändert hat, und wie die Zukunft der professionellen Fotografie aussehen könnte.
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