The Big Short USA 2015 – 131min.

Filmkritik

Börsenwahnsinn

Christopher  Diekhaus
Filmkritik: Christopher Diekhaus

Häufig ist die Realität verrückter als jede Fiktion. So auch im Fall der Börsensatire The Big Short, die auf dem gleichnamigen Sachbuch des Journalisten Michael Lewis basiert. Erzählt wird von einigen Investoren, die sich auf gewitzte Weise an der weltweiten Finanzkrise von 2008 bereichern. Ein entlarvender, energiegeladener Film, der zahlreiche prägnante Szenen und starke Darsteller zu bieten hat.

Im Jahr 2005 kommt der Hedgefonds-Manager Michael Burry (Christian Bale) zu einer verheerenden Schlussfolgerung: Schon in wenigen Jahren wird der amerikanische Immobilienmarkt zusammenbrechen, was eine globale Wirtschaftskrise nach sich ziehen dürfte. Da seine Warnungen nicht gehört werden, beschließt der exzentrische Börsenexperte, große Geldsummen auf den Kollaps des Finanzsystems zu setzen. Als der umtriebige Deutsche-Bank-Makler Jared Vennett (Ryan Gosling), die Erzählerfigur des Films, von Burrys Strategie erfährt, überzeugt er den aufbrausenden Mark Baum (Steve Carell), ebenfalls auf den großen Crash zu wetten. Parallel verfolgen die Junginvestoren Jamie Shipley (Finn Wittrock) und Charlie Geller (John Magaro) mithilfe des Ex-Bankers Ben Rickert (Brad Pitt) einen ähnlichen Plan.

Martin Scorsese hat es in seiner Börsensause The Wolf of Wall Street vorgemacht. Und Adam McKay zieht nun mit The Big Short nach. Ein filmisch wenig attraktives Milieu und eine eigentlich staubtrockene Thematik bilden die Grundlage für einen rasant geschnittenen Leinwandritt, der vor sarkastischen Einschüben und zynisch-pointierten Dialogen nur so strotzt. Aufmerksamkeit ist – besonders in der Originalfassung – geboten, auch wenn McKay mit Zwischentiteln und erklärenden Bildern arbeitet, die dem Zuschauer die eigenwillige Börsensprache und die komplexen Konzepte näherbringen sollen.

Fachvokabular und unterschiedliche Erzählstränge mit diversen skurrilen Figuren machen The Big Short zu einem herausfordernden, aber ebenso amüsanten Filmerlebnis. Auch, weil Stars wie Christian Bale und Steve Carell in unkonventionellen Rollen glänzen. Letzterer spielt einen Finanzexperten mit moralischen Zweifeln, der ständig unter Dampf zu stehen scheint, allerdings nicht zu einer billigen Karikatur verkommt.

Dass McKays entlarvender Blick auf das Wall-Street-Geschäft nicht ganz an Scorseses hemmungslos unterhaltsames Branchenporträt heranreicht, liegt an der manchmal holprigen Verbindung von komödiantischen und dramatischen Elementen und der schwankenden Qualität der Plotlines. Während etwa bei Baum und seinen Mitstreitern Spannung und Dynamik vorherrschen, schaltet der Strang um Jamie und Charlie zuweilen in den Leerlauf.

19.02.2024

4

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Kommentare

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Janissli

vor 6 Jahren

Hammer Film, der die komplexe Thematik um die Wirtschaftskrise aufgreift. Er vermag einfach zu erzählen, was genau für Prozesse und Schweinereien die Auslöser für diesen Crash waren. Das Star-Aufgebot und die schauspieliersche Leistung ist top.


Patrick

vor 8 Jahren

Der Film kommt im Doku-Stil daher und ist oscarwürdig gespielt, aber The Big Short kommt auch trocken und konfus daher.


genua66

vor 8 Jahren

Gelungener Film über die verrückte Finanzwelt.
Mit witzigen Figuren und Dialogen wird einem die
nicht einfache Thematik nähergebracht. Empfehlenswert!


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