The Disaster Artist USA 2017 – 104min.
Filmkritik
Zum Scheitern verurteilt
Obwohl das Melodram The Room mit seinen albernen Dialogen, seinen ins Nichts laufenden Nebensträngen und seinen unterirdischen Darstellerleistungen als einer der schlechtesten Filme aller Zeiten gilt, hat es die von Tommy Wiseau geschriebene, finanzierte, inszenierte und in der Hauptrolle gespielte Dreiecksgeschichte zu beachtlichem Kultstatus gebracht. Jahr für Jahr wird das mit großen Ambitionen gestartete, letztlich aber komplett verunglückte Werk weltweit in ausverkauften Sondervorführungen gezeigt. Mit der Tragikomödie The Disaster Artist, die die Entstehung von The Room nachzeichnet, setzt Hollywood-Tausendsassa James Franco dem kuriosen Schöpfer des filmischen Fiaskos nun ein amüsantes Denkmal.
Im Jahr 1998 lernt der zurückhaltende Schauspielschüler Greg Sestero (Dave Franco) in San Francisco den exzentrischen Mitstreiter Tommy Wiseau (James Franco) kennen, der trotz nicht vorhandener mimischer Fähigkeiten voller Tatendrang auf der Bühne zu Werke geht. Die beiden Männer freunden sich an und ziehen schon bald gemeinsam nach Los Angeles, wo sie ihren Traum von einer glanzvollen Leinwandkarriere in die Tat umsetzen wollen. Da der Durchbruch jedoch auf sich warten lässt, beschließt Tommy kurzerhand, sein eigenes Filmprojekt auf die Beine zu stellen, und schreibt dafür ein Drehbuch mit dem Titel "The Room“. Nachdem der über mysteriös-unerschöpfliche Geldquellen verfügende Möchtegernkünstler technisches Equipment, Darsteller und eine Crew besorgt hat, beginnt ein chaotischer Dreh, der alle Beteiligten – auch Greg – viele Nerven kostet.
Um die Rekonstruktion des großen Scheiterns genießen zu können, muss man The Room nicht zwingend gesehen haben. Viele Begebenheiten und Wortwechsel sind aber natürlich weitaus witziger, wenn man die angeblich 6 Millionen Dollar schwere Katastrophenproduktion kennt, die 2003 ihre Weltpremiere feierte. Angesichts der eklatanten Mängel von Wiseaus Spielfilmdebüt und seines bizarren Auftretens wäre es ein Leichtes gewesen, sich pausenlos über den Kinodilettanten und sein vor die Wand gefahrenes Melodram lustig zu machen. Francos Aufarbeitung, die auf den in Buchform veröffentlichten Erfahrungen Sesteros basiert, hebt trotz vieler absurd-komischer Momente jedoch ebenso die Unerschrockenheit und den Mut Tommys hervor, der seine eigenen Visionen – so seltsam sie auch erscheinen mögen – voller Elan verwirklicht.
Obschon Franco in seiner Verkörperung die Manierismen Wiseaus – besonders das Lachen und den undefinierbaren Akzent – voll auskostet, gelingt es ihm recht überzeugend, dem sich selbst überschätzenden Filmemacher einen tragischen Anstrich zu verleihen. Bei den Golden Globe Awards 2018 erhielt der in Palo Alto geborene Mime für seine leidenschaftliche Performance die Trophäe als bester Hauptdarsteller in der Kategorie „Komödie/Musical“, sah sich anschließend allerdings mit mehreren Nötigungsvorwürfen konfrontiert, die die Oscar-Akademie nun dazu bewegt haben könnten, Franco nicht für einen der begehrten Goldjungen zu nominieren.
Dein Film-Rating
Kommentare
Eine ungewöhnliche, wahre Geschichte über den Trash-Film „The Room“ und dessen Entstehung. Der unerfahrene Regisseur Tommy Wiseau will den Film unbedingt nach seinem Geschmack durchziehen. Bei dessen ungewöhnlichen Methoden stösst die Crew immer wieder an ihre Grenzen. James Franco spielt den extrovertierten Charakter derart überzeugend, dass dieser auch für den Zuschauer teilweise kaum zu ertragen ist. "The Room" hat am Ende 6 Millionen Dollar gekostet und nur 1800 Dollar eingespielt. Nach "The Disaster Artist" hat man auf jeden Fall Lust, sich das Ergebnis anzusehen, wohlwissend dass dieses alles andere als gut ist.
7/10… Mehr anzeigen
Zuletzt geändert vor 2 Jahren
Irgendwo angesiedelt zwischen Hommage und Satire auf und über einen der notorisch schlechtesten Filme aller Zeiten ist "The Disaster Artist" ganz okay geworden.
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