The Killing of a Sacred Deer Irland, Grossbritannien 2017 – 109min.
Filmkritik
Kleinbürgerleben par Excellence
Ein Mann der leichten Kost ist Yorgos Lanthimos noch nie gewesen. Nicht in seiner Heimat, wo der Grieche mit Filmen wie dem kontroversen, Oscar-nominierten Familiendrama Dogtooth für Aufsehen sorgte. Und auch nicht, seit er in London lebt und im englischsprachigen Kino arbeitet, wie er nun mit seinem sechsten Spielfilm The Killing of a Sacred Deer erneut beweist.
Darin führt der Herzchirurg Steven (Colin Farrell, ergraut und mit Vollbart) ein vermeintliches Bilderbuchleben: erfolgreich im Job, mit ebenso erfolgreicher Ehefrau (Nicole Kidman), zwei mindestens auf den ersten Blick wohlgeratenen Kindern und einem schicken Vorstadt-Eigenheim. Doch wir wären nicht in einem Lanthimos-Film, wenn nicht unter der Oberfläche das Grauen lauern würde. Wofür sich hier bei genauerem Hinsehen schnell erste Anzeichen finden lassen.
Die Figuren sprechen auf manieriert-künstliche Weise, Steven und Gattin Anna verhalten sich nicht nur im Ehebett reichlich merkwürdig, und dass er sich regelmäßig mit dem Teenager Martin (Barry Keoghan) trifft, wirft mindestens die Frage auf, was ihn mit diesem Jungen verbindet, der immer größeren Raum in seinem Leben einnimmt. Allzu viel sollte an dieser Stelle nicht verraten werden über die Geschichte, die sich in aller Langsamkeit entfaltet und dann immer brutaler zuspitzt. Doch irgendwann steht eine Drohung im Raum, Stevens Sohn kann plötzlich seine Beine nicht mehr spüren und natürlich ist das alles nur der Anfang.
Wie schon in seinen früheren Filmen versteht sich Lanthimos darauf, sein Publikum mit düsteren Prämissen zu provozieren, und schon die erste Szene – eine mit Schubert unterlegte, mit größtmöglichem Realismus gefilmte Operation am offenen Herzen – macht deutlich, dass es hier ans Eingemachte geht. Wieder inszeniert der Grieche atmosphärisch dicht und bezwingend in bemerkenswerten Bildern, mit Gespür für das komplexe Verhältnis von Brutalität und Humor sowie, einmal mehr, hervorragenden Schauspielerleistungen. Neben Farrell und Kidman, zuletzt schon gemeinsam in The Beguiled zu sehen, ist es vor allem Newcomer Keoghan (jüngst auch Mitglied des Dunkirk-Ensembles), der die Zuschauer in seinen Bann schlägt.
Was dem Film, der Lanthimos und seinem bewährten Ko-Autor Efthymis Filippou beim Festival in Cannes den Drehbuchpreis einbrachte, fehlt, ist nicht nur das Quäntchen mehr Einfallsreichtum, das vor zwei Jahren den Vorgänger The Lobster auszeichnete. Sondern vor allem dessen Emotionalität. The Killing of a Sacred Deer bleibt in seiner bisweilen etwas selbstgefälligen Mischung aus Psychothriller, griechischer Tragödie und biblischen Allegorien eine unterkühlte Versuchsanordnung und damit Kino für den Kopf. Das Herz hat seinen Platz hier lediglich auf dem Operationstisch.
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Kommentare
Avertissement!
Plusieurs spectateurs ayant fuit la projection à partir des deux tiers du film, je me dois de vous mettre en garde.
La scène d'ouverture sur ce cœur ouvert, insupportablement longue à non plus finir annonce déjà la teneur du film. À bout d'une demie heure on décroche; il est lent, glauque, avec des dialogues absurdes qui sonnent faux sur un ton monocorde (sans vie), des scènes morbides d' aucun intérêt. À quoi bon? Si encore il nous donnait les clefs pour comprendre l'absurdité de son récit, mais non, le réalisateur se contente de nous malmener durant deux heures interminables à nous donner la nausée. A éviter!… Mehr anzeigen
Zuletzt geändert vor 6 Jahren
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