Una questione privata Italien 2017 – 85min.

Filmkritik

Im Nebel des Faschismus

Julian Gerber
Filmkritik: Julian Gerber

Una Questione Privata ist der letzte gemeinsame Film der Taviani-Brüder und beschliesst deren über 60-jährige Zusammenarbeit, die durch den Tod von Vito Taviani im April jäh zu Ende ging. Ein Film, der die Notwendigkeit des Widerstands gegen den Faschismus zum Thema macht und somit ein – leider – wieder aktuell gewordenes Thema aufgreift.

Italien: Der zweite Weltkrieg befindet sich in der Endphase. In den piemontesischen Hügeln kämpfen verschiedene Splittergruppen des Widerstands gegen die deutschen Truppen und die einheimischen Schwarzhemden. Darunter auch Milton (Luca Marinelli) und sein Freund Giorgio (Lorenzo Richelmy), die nicht nur der Kampf gegen den gemeinsamen Feind verbindet, sondern auch die Schwärmerei für ein Mädchen namens Fulvia (Valentina Bellé). Als Giorgio von den Faschisten gefangen genommen wird, macht sich Milton daran, seinen Freund zu retten.

Una Questione Privata basiert auf einem im Jahr 1963 posthum veröffentlichten Roman von Beppe Fenoglio. Der Film zeichnet sich durch seine atmosphärische Intensität aus, die durch den ständigen Nebel heraufbeschworen wird und eine verworrene Stimmung evoziert, die über die gesamten 85 Minuten anhält. Einzig in gewissen Rückblenden wird in satten Farben über die Vorkriegszeit berichtet, in der noch kein Anlass zur Sorge gegeben war. Ansonsten bleibt alles im Film vage: Die niedergekämpften Partisanen haben mehr mit der Kälte und äusseren Umständen zu kämpfen als mit dem eigentlichen Feind, zudem sind sie kaum organisiert.

Getrieben von Eifersucht, Verzweiflung und seiner Liebe zu Fulvia, löst sich Milton aus einer der Partisanengruppen und macht sich daran, seinen Nebenbuhler und Freund Giorgio aus den Händen der Faschisten zu befreien. Dabei spielt der Film mit der Vielschichtigkeit seiner Motivation, die sich bis zum Schluss nicht ganz erschliessen lässt: Geht es ihm um Giorgio selbst, oder kann er die Ungewissheit nicht mehr ertragen, ob doch nicht mehr zwischen Fulvia und dem Schönling lief? Der anhaltende Nebel manifestiert sich auch in seinem Kopf, und mit zunehmender Dauer werden seine Gedanken irrationaler und seine Entscheidungen unüberlegter. Die Geschichte begleitet diesen lebensmüden Solo-Trip und verzichtet ansonsten auf tiefergehende Figuren. Die heiss begehrte Fulvia ist vor allem langweilig, und auch Milton ist dieses von ihm verschriene Gefühl der Liebe nicht wirklich anzumerken – sein Alleingang bleibt darum bis zum Ende nicht wirklich nachvollziehbar. Una Questione Privata schafft es zwar, eine Aussage zu platzieren, bleibt aber ansonsten vage und verpasst es, dem Zuschauer Miltons Gefühlswelt glaubwürdig zu vermitteln.

26.03.2024

3

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