Degas: Passion for Perfection Grossbritannien 2018 – 85min.

Filmkritik

Streben nach Vollkommenheit

Björn Schneider
Filmkritik: Björn Schneider

Die sehenswerte, hochinformative Doku Degas: Passion for Pefection ergründet die komplexe Persönlichkeit eines des berühmtesten französischen Malers des späten 19. Jahrhunderts.

Er war wesentlicher Bestandteil der impressionistischen Bewegung und zählt zu den wichtigsten Malern und Bildhauern in der Geschichte Frankeichs: Edgar Degas (1834 – 1917). Degas: Passion for Perfection rückt das Werk und Wesen des stets getriebenen, nach vollkommener Kunst strebenden Mannes ins Zentrum. Wie komplex und mannigfaltig Degas‘ Arbeiten sind, zeigt sich in einer Ausstellung im Fitzwilliam Museum im englischen Cambridge. Die repräsentativste Degas-Sammlung Grossbritanniens ist Ausgangspunkt einer Reise ins Innere eines aussergewöhnlichen Kunstschaffenden.

Degas: Passion for Perfection ist die mittlerweile sechste Folge der Kunst-und-Künstler-Reihe „Exhibition on Screen“ und unterscheidet sich deutlich von den Vorgängerfilmen. In den ersten rund zwanzig Minuten folgt Regisseur David Bickerstaff noch der gewohnten, stilsicheren Umsetzung der Reihe: Kamerafahrten gewähren einen ausführlichen Einblick in das Museum sowie dessen Räumlichkeiten. Ausserdem sehen wir Aufnahmen von den Vorbereitungen der Degas-Ausstellung und den anderen Etagen des Kunst- und Antiquitäten-Museums, in dem es neben Gemälden auch Skulpturen, Ritterrüstungen und Kunstwerke aus der Antike zu sehen gibt.

Dann aber setzt ein Off-Kommentar mit Informationen über Degas‘ Geburtsort und Kindheit ein, und der gelegentlich mit etwas zu dominanter Musik untermalte Film entwickelt sich zu einer klassischen, chronologisch aufgebauten Doku über den Werdegang des Malers. Hinzu kommt, dass Bickerstaff fortan die Museumsräume immer wieder verlässt und sich auf Spurensuche nach Paris und Italien begibt.

Mehr noch als in den anderen Filmen der Reihe (in denen es meist um bestimmte Schaffensphasen der Porträtierten oder einzelne Sonderausstellungen geht) erfährt man hier sehr viel über den Künstler, prägende Lebensstationen, Wesenszüge und seine Motivation. Auszüge aus Notizen und Briefen an Maler-Kollegen sowie aufschlussreiche Interviews mit Kunsthistorikern und Museumsmitarbeitern zeichnen das Bild eines Mannes, dessen beständiges Streben nach Perfektion Fluch und Segen zugleich war.

Dem Film gelingt es darüber hinaus, dem Betrachter Degas als einen in vielen unterschiedlichen Techniken und Disziplinen versierten Künstler näherzubringen. Er konzentriert sich nämlich nicht nur auf seine populärsten Arbeiten (etwa den Bronzeguss „Vierzehnjährige Tänzerin“ oder das Ölgemälde „Die Familie Bellelli“). Die Doku erläutert ebenso detailliert und umfassend die Aussagen und Entstehungsprozesse hinter weniger geläufigen Plastiken, Zeichnungen und Druckgrafiken.



29.04.2024

4

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