Je vais mieux Frankreich 2018 – 86min.
Filmkritik
Leidgeprüfter Gutmensch
Die Komödie Je vais mieux erzählt von einem gutmütigen Architekten und seinem beschwerlichen Kampf gegen die Rückenschmerzen. Der vergnügliche Wohlfühlfilm lebt dabei ganz von seinen schrulligen Nebenfiguren und seinem einfühlsam aufspielenden Hauptdarsteller.
Seit kurzem kann Laurent (Eric Elmosnino) nur noch gebückt durchs Leben gehen. Wie aus dem Nichts sind schmerzhafte Rückenschmerzen über ihn gekommen. Die Ärzte wissen keinen Rat, ebenso wenig seine Frau (Judith El Zein). Doch wenn es keine körperlichen Ursachen gibt, steckt vielleicht ein psychisches Problem dahinter? Immerhin hat Laurent Stress mit seinem Auftraggeber, und auch seine Ehe läuft nicht besonders gut. Ihm wird klar, dass sein Leben doch nicht so problemfrei verläuft wie er immer dachte.
46 Jahre musste Hauptdarsteller Eric Elmosnino auf den grossen Durchbruch als Schauspieler warten. Dieser gelang ihm 2010 mit der Hauptrolle im Biopic Gainsbourg. In Je vais mieux spielt er unter der Regie des Franzosen Jean-Pierre Améris, dessen bekanntestes Werk das Drama Lightweight (2004) ist. Premiere feierte Je vais mieux auf dem diesjährigen L'alpe d'huez-Festival.
Je vais mieux ist ein heiterer, luftig-leichter Wohlfühlfilm, ausgestattet mit einem illustren Figurenkabinett und einem bezaubernden Hauptdarsteller. Eric Elmosnino liefert eine rührende, gefühlvolle Performance als leidgeplagter Gutmensch Laurent. Der Architekt ist harmoniesüchtig und versucht, es allen recht zu machen. Die Folge ist, dass er der (unberechtigten) Kritik seines dauernörgelnden Kollegen nichts entgegenzusetzen hat. Und auch Laurents Frau ist von seiner Gefallsucht genervt. „Kein Wunder dass du Rückenschmerzen hast, du lässt dir von allen auf den Füssen herumtreten“, sagt sie zu ihm.
Améris tut gut daran, Laurent im Laufe des Films aber einen entscheidenden Wandel durchlaufen zu lassen. Er entwickelt mehr Selbstbewusstsein sowie Vertrauen in die eigenen Stärken und eignet sich damit wunderbar als Identifikationsfigur. Bis es aber soweit ist, begibt sich Laurent auf einen nicht enden wollenden Trip, der ihn von einem – selbsternannten – Fachmann zum nächsten führt. Der Zuschauer bekommt bei der Vielzahl an skurrilen Heilern, wundersamen Therapeuten und unfähigen Radiologen, die obskure Methoden anwenden und über defekte Geräte verfügen, reichlich Gelegenheit zum Schmunzeln.
Für gelungenen Humor sorgen in Je vais mieux ebenso die verschrobenen aber liebenswerten Nebenfiguren, darunter unter anderem ein mit Laurent befreundetes Zahnarzt-Ehepaar. Sie kümmern sich ungemein innig und – übertrieben – „leidenschaftlich“ um ihren bemitleidenswerten Freund. Dies mutet ein wenig bizarr an, ist aber auch anrührend und sympathisch. Wie der gesamte Film.
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