Photograph Deutschland, Indien, USA 2018 – 110min.

Filmkritik

Eine unmögliche Liebe

Peter Osteried
Filmkritik: Peter Osteried

Es ist ein stiller Film, den Ritesh Batra in seiner Doppelfunktion als Autor und Regisseur präsentiert. Einer, der sich mit indischen Sitten auseinandersetzt, was für westliche Zuschauer ohnehin ungewöhnlich, wenn nicht gar unverständlich ist. Er tut dies aber auf eine sehr leise Art und Weise, wobei er viel in den Zwischenräumen dessen erzählt, was zwischen zwei Menschen passiert, die in eine ungewöhnliche Situation geraten.

In Mumbai verdient Rafi sein Geld damit, von Touristen Fotos zu machen und diese an sie zu verkaufen. Dabei lernt er Miloni kennen, die gerade studiert, um Wirtschaftsprüferin zu werden. Rafi gibt ihr das Foto einfach so, allerdings bittet er sie um einen Gefallen. Seine Grossmutter kommt aus ihrem Dorf in die Stadt – und sie bedrängt ihn immer, dass er endlich heiraten muss. Darum möchte er Miloni gerne als seine Freundin vorstellen, um so seine Grossmutter zu besänftigen. Miloni lässt sich darauf an. Es dauert nicht lange und die beiden fragen sich, ob aus dieser falschen Beziehung nicht eine echte werden könnte.

Es ist ein ungewöhnlicher Film, den Batra hier präsentiert. Eine Romanze, die erstaunlich zurückgenommen ist. Das wird auch von Nawazuddin Siddiquis Spiel akzentuiert. Er ist ein Meister darin, mit ganz subtilen Blicken unglaublich viel auszusagen. Dabei bewahrt der Film aber stets eine gewisse Ambivalenz, was die Gefühle der beiden Hauptfiguren betrifft. Man merkt, dass sie sich voneinander angezogen fühlen, die Sitten Indiens machen es jungen Liebenden – oder solchen, die es werden wollen – jedoch schwer, überhaupt zueinander zu finden. Weil eben immer auch die Eltern ein Wörtchen mitzureden haben.

Das macht Photograph zu einem aussergewöhnlichen Film, weil man eine romantische Geschichte in dieser zurückhaltenden Form selten sieht. Interessant ist dabei auch, wie die Protagonisten durch die Erwartungen geformt und angetrieben werden. Indien, so scheint es, ist kein Land des Individualismus. Alles ist mit allem verwoben und keine Entscheidung ist wirklich frei.

Das Ende trägt dem ganzen Aufbau und der Erzählweise des Films Rechnung. Denn man führt zu einer früheren Szene zurück, als Rafi und Miloni im Kino sind, und zeigt, was man zuvor nicht gesehen hat. Damit endet Photograph mit einer ungewöhnlich offenen Note, die den Zuschauer noch lange über das Gesehene nachdenken lässt.

05.07.2019

4

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Kommentare

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anjulie

vor 5 Jahren

Ich fand den Film einfach nur schlecht: Klischeehaft, umrissene Andeutung der Klassen-Religions und Geographieunterschieden, die in Mumbai herrschen.
Nichts wird ausgesprochen, und für den uninformierten Kinobesucher ist der Film nichts weiter als oberflächliche Unterhaltung.


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