Plaire, aimer et courir vite Frankreich 2018 – 132min.

Filmkritik

Queer Love

Patrick Heidmann
Filmkritik: Patrick Heidmann

Lange Jahre spielten queere Filme eine eher untergeordnete Rolle, doch seit geraumer Zeit scheint man sich dafür mehr zu öffnen. In diesem Jahr sind sogar gleich zwei Filme mit explizit schwulen Geschichten im Wettbewerb vertreten – und als erster davon feierte Christophe Honorés Plaire, aimer et courir vite Premiere.

Darin erzählt der französische Regisseur die Geschichte zweier sehr unterschiedlicher schwuler Männer im Jahr 1993. Jacques ist ein einigermassen bekannter Pariser Schriftsteller in seinen Dreissigern, der eigentlich von der Liebe träumt, sich dabei aber selbst im Weg steht. Arthur dagegen ist Anfang 20, Student in Rennes und steht noch ganz am Anfang der eigenen Identitätsfindung. Nach einer zufälligen, ebenso kurzen wie intensiven Begegnung, bleiben die beiden eher locker in Kontakt, können sich aber nicht vergessen. Doch das Wiedersehen lässt auf sich warten – und die Zeit läuft den beiden davon, denn Jacques ist an Aids erkrankt.

Honoré (Les chansons d’amour), der 1993 selbst Anfang 20 war, hat einen sehr präzisen Blick auf eine sehr spezifische Periode der jüngeren Vergangenheit, die er in Plaire, aimer et courir vite überzeugend (und mit Hilfe vieler Querverweise auf Ikonen queerer Kultur, von Rimbaud über Isherwood bis Fassbinder) einfängt. Noch erfreulicher ist es, in welcher Tiefe er homosexuelle und männliche Identität in verschiedenen Ausprägungen einfängt. Doch so wahrhaftig und emotional berührend viele Momente gelingen (nicht zuletzt dank der sehenswerten Hauptdarsteller Pierre Deladonchamps und Vincent Lacoste), so plump geraten leider andere. Und so schöpft Plaire, aimer et courir vite sein Potential leider nie bis ins Letzte aus.

15.02.2024

3

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